Welche Texte und Archivalien gehören in einen Raum, in dem es um die unterschiedlichen Arten und Weisen geht, Afrika zu erzählen – aus den Ländern Afrikas ebenso wie aus Europa oder den USA? Diese Frage wird kooperativ und Schritt für Schritt in einer Open-Space-Ausstellung seit dem 10. November 2019 im Literaturmuseum der Moderne mit verschiedenen Kuratoren aus unterschiedlichen Ländern, u.a. mit Partnern aus Namibia, verhandelt. Im ersten Schritt zeigen wir politisch, ethisch und künstlerisch fragwürdige Afrika-Erzählungen aus der deutschsprachigen Literaturgeschichte seit der Kolonialzeit.
Da zur Eindämmung von Covid-19 weder der geplante Ausstellungsworkshop in Namibia noch das geplante Literaturfestival mit Schriftstellern aus Afrika im Juni 2020 in Marbach stattfinden können, ergänzen wir die Ausstellung um einen virtuellen Raum, in dem die Kuratoren ihre ausgewählten Texte oder Objekte vorstellen.
Der burkinische Schriftsteller Ildevert Méda liest auf Französisch aus seinem Stück ‚Adjugé‘ aus dem Jahr 2018. ldevert Méda ist Dramatiker, Schauspieler und Regisseur; er lebt in Burkina Faso. Sein umfangreiches dramatisches Werk befasst sich in jüngster Zeit mit den aktuellen Themen Migration und Terrorismus; für das Theater CITO in Ouagadougou hat er viele europäische Stoffe für den afrikanischen Kontext adaptiert. Sein Drama „Adjugé!“ (Oeil Collection 2018) erzählt die Leidensgeschichte Jobs, dessen Hoffnung auf ein würdiges Leben an neokapitalistischen Strukturen und der gescheiterten Migration seines Sohnes zerschellt.
Ildevert Méda über sich: Mein Name ist MEDA Ildevert. Ich bin Künstler, Dramatiker, Bühnenregisseur und Schauspieler. Ich bin der Direktor einer kleinen Theatergruppe namens théatr’Evasion, die 1996 gegründet wurde. Heutzutage verbringe ich meine Zeit damit, Workshops anzubieten, in denen ich Dramatik, Schauspiel und Bühneninszenierung lehre. Die Regierung von Burkina Faso bittet mich oft darum, an Projekten zur Lehre von Kunst und Kultur an Schulen mitzuwirken. Afrika steht für mich für die Zukunft der Menschheit. Da ist der Grund dafür, warum ich dafür entschieden habe, hier in Afrika zu leben und meine Arbeit weiter zu entwickeln. Wenn ich beobachte, was in der Welt vor sich geht, fällt mir auf, dass die ständige Suche nach der Anhäufung von materiellen Werten und nach Selbstermächtigung dazu führt, dass menschliche Werte verloren oder vergessen werden. Leider beobachte ich, dass Afrika sich seines eigenen Wertes nicht immer bewusst ist; es scheint ständig den Positionen der anderen Kontinente hinterherzulaufen, ohne darüber nachzudenken, welchen Preis es dabei bezahlt: den Verlust seiner Menschlichkeit. Deshalb glaube ich, dass ich und andere Künstler und Künstlerinnen durch unsere Kunst dazu beitragen können, dass Afrika sich seiner eigenen Werte bewusst wird.
My name is MEDA Ildevert. I am an artist, playwright, stage director and actor. I am the director of a theater company called théatr’Evasion created in 1996. Nowadays, I spend most of my time giving workshops on playwriting, acting and staging pieces. I am often asked by Burkina Faso’s government to contribute to projects that involve teaching arts and culture in schools. Africa means to me, the future of humanity. That is why I decided to set up here in Africa and develop all my work. When I watch out to see how the world goes, I notice that most of the human values are being lost and forgotten because of a sort of permanent search of material accommodation and self-power. Unfortunately I see that Africa itself does not seem to be aware of its own qualities, Africa itself seems to be running after the other continents’ position without considering the price for it: the loss of its humanity. That is why I feel myself and other artists useful in getting Africa become conscious of some of its values through our artistic work.
Gefördert von Ministerium für Forschung, Wissenschaft und Kunst des Landes Baden-Württemberg. #LiteraturmuseenMarbach, www.dla-marbach.de