1925 wurde auf dem Mount Scopus die Hebräische Universität gegründet – inspiriert von den Ideen des Brit Shalom, einer Bewegung, die einen binationalen Staat und eine friedliche Koexistenz mit der arabischen Bevölkerung anstrebte. Eine Utopie, die nicht verwirklicht werden konnte.
Nach dem Teilungsplan der Vereinten Nationen von 1947 sollte Jerusalem unter internationale Verwaltung gestellt werden. Doch der arabisch-israelische Krieg von 1948 führte zur Teilung der Stadt in Ost und West – mit einer Exklave im Nordosten, deren wechselvolle Geschichte bis heute nachhallt.
In ihrem aktuellen Buch, erschienen im Jüdischen Verlag bei Suhrkamp, untersucht die Historikerin Prof. Dr. Yfaat Weiss die politische und kulturelle Bedeutung dieser Exklave bis zum Sechstagekrieg 1967. Sie erzählt von den gescheiterten Friedensbemühungen der UN, den konkurrierenden Souveränitätsansprüchen Israels und Jordaniens sowie vom Umgang mit dem deutsch-jüdischen Kulturerbe. Dazu gehören die ausgelagerten Bestände der Nationalbibliothek, die verlassenen Institute der Hebräischen Universität, der Zoo mit seinen hungernden Tieren, das umgenutzte Auguste-Viktoria-Krankenhaus und das palästinensische Dorf Issawiya.
Im Gespräch mit Hanno Loewy stellt Yfaat Weiss ihr vielstimmiges Werk vor und diskutiert, wie die verfehlte UN-Mission das Verhältnis der Konfliktparteien geprägt hat – und welche Spuren bis in die Gegenwart reichen.
Über die Autorin:
Prof. Dr. Yfaat Weiss lehrt Neuere und Jüdische Geschichte in Jerusalem und Leipzig, wo sie das Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow leitet. Sie hat u. a. zur Geschichte der Hebräischen Universität, zum literarischen Gebrauch des Hebräischen in Europa in der Zwischenkriegszeit sowie zur Geschichte des Zionismus publiziert. 2012 wurde ihr für die deutsche Ausgabe von Verdrängte Nachbarn. Wadi Salib – Haifas enteignete Erinnerung der Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken verliehen.
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