Christian Peplow (Ferdinandshof): »welk doch moste achterlaten zien umme keringhe und gebrekes willen von wynde« – Über die Praxis maritimer Gewaltanwendung im Hanseraum des Spätmittelalters

Maritime Konflikte im Gebiet der Hanse sind weit weniger spektakulär als allgemein angenommen. Bis auf wenige Ausnahmen gab es weder zu militärischen Zwecken exklusiv konstruierte Schiffe, noch lässt sich der exzessive Gebrauch von Schiffsgeschützen nachweisen. Der Einsatz von überdimensionierten Wurfmaschinen und Katapulten während eines Seegefechts gehört endlich ins Reich der Mythen verbannt. Für den Kampfeinsatz fanden grundsätzlich alle auch in der zivilen Handelsschifffahrt eingesetzten Schiffformen Verwendung, die, soweit dies für den Handelsverkehr noch nicht geschehen war, speziell umgebaut und mit Kastellen und Marsen ausgerüstet wurden. Da wir es mit durch Windkraft angetriebenen Wasserfahrzeugen zu tun haben, unterlagen Seekämpfe bestimmten Grundbedingungen, die nicht einfach zum Zwecke einer Dramatisierung des Kampfes auf dem Wasser negiert werden können. Dies betrifft auch die theoretischen Ansätze zum Thema Taktik und Strategie, die nach jetzigem Kenntnisstand eine eher untergeordnete Rolle gespielt haben dürften. Wenn Jäger und Gejagter – bildlich gesprochen – mit demselben Material kämpfen, so war letztlich nur durch die Erhöhung der Anzahl an Schiffen und Kämpfern ein Sieg zu erringen.

Der Vortrag findet im Rahmen der Reihe »Handel, Geld und Politik vom Mittelalter bis heute« der Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostseeraums (FGHO) statt. WeitereInformationen zur Forschungsstelle und zur Vortragsreihe finden Sie hier: fgho.eu

Weitere Informationen: Europäisches Hansemuseum

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