In einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche und politischer Spannungen entwickelte sich um 1925 eine neue künstlerische Haltung: Der Neue Realismus. Die aktuelle Ausstellung „Sachlich – Kritisch – Magisch. Der neue Realismus um 1925“ zeigt Werke aus der renommierten Sammlung Frank Brabant und beleuchtet eine Epoche, in der Kunst zur unbestechlichen Chronistin der Zeit wurde.

„Brutalität! Klarheit, die wehtut – fang die rasende Zeit ein“, forderte der politische Künstler George Grosz. Diese Aufforderung spiegelt die Atmosphäre der Weimarer Republik wider: eine Gesellschaft zwischen Hyperinflation, Identitätskrise und kulturellem Aufbruch. Die Kunst dieser Jahre war keine Flucht vor der Realität, sondern eine präzise, oft gnadenlose Auseinandersetzung mit ihr.

Kunst zwischen Krisen und Klarheit

Ein einheitlicher Stil fehlte – stattdessen herrschte eine explosive Vielfalt. Was viele Werke dennoch verband, war ihre Orientierung an der Wirklichkeit: Detailtreue, klarer Bildaufbau, zeichnerische Strenge und Techniken, die an die alten Meister erinnerten. Die Künstlerinnen und Künstler dieser Zeit – darunter Georg Scholz, Hanna Nagel, Carlo Mense und Karl Hubbuch – nutzten ihre Kunst als Spiegel der Gesellschaft.

Die Spannweite ihrer Themen reichte von sozialer Ungleichheit und politischer Radikalisierung bis hin zu Fragen von Geschlechterrollen und Sexualität. Ob die moderne Frau mit Bubikopf, die brutale Darstellung eines Sexualverbrechens oder der magisch inszenierte Blumenstrauß – immer stand der unverstellte Blick auf das Menschliche im Zentrum.

Eine Epoche im Ausnahmezustand

Die 1920er Jahre waren geprägt von wirtschaftlicher Not, politischer Unsicherheit und kultureller Hochspannung. Der Versailler Vertrag, die Dolchstoßlegende und die Angst vor dem Bolschewismus prägten ein kollektives Krisenbewusstsein. In dieser Atmosphäre entstand eine Kunst, die nicht versöhnte, sondern aufrüttelte – und deren kritische Kraft bis heute nachhallt.

Mit „Sachlich – Kritisch – Magisch“ öffnet sich ein Fenster in eine kurze, aber bedeutende Phase der Moderne, deren Kunst trotz – oder gerade wegen – ihrer historischen Dringlichkeit bis heute Relevanz besitzt.

Produktion www.zumblum.deees

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