Oben: Prunkvolle Schlitten» Wappen, Tiere und Fabelwesen
Wohlhabende Familien, die sich einen Prunkschlitten leisten konnten, schmückten ihr Gefährt gerne mit dem Familienwappen oder einer Skulptur in Form ihres Wappentiers. Bei einigen Schlitten hielt sogar ein Löwe oder ein Bär die Wappenkartusche zwischen den Pranken fest. Darstellungen von Tieren und Fabelwesen waren beliebte Sujets, so auch bei den Figurenschlitten. Neben den Wappen geben auch aufgemalte Ortsansichten Hinweise auf den möglichen Herkunftsort. Über die Jahre wechselten die Besitzer der Schlitten. So ist heute oft nicht mehr bekannt, wem die Schlitten ursprünglich gehört haben. Oft werden die Gefährte auch überarbeitet und zum Teil mit neuen Kufen versehen.
«Prunkvolle Schlitten» Fasnacht und der Damenschuh
Dieser einzigartige Schlitten aus dem frühen 18. Jahrhundert aus Zürich kam wohl während der Fasnachtszeit zum Einsatz. Der Damenschuh spielt als erotisches Symbol auf die Annäherungen zwischen einem Herrn und einer Dame während der gemeinsamen Schlittenfahrt an. Begleitet von Musik und Peitschenknall fuhren während der Fasnachtszeit fröhliche Schlittenzüge durch die Stadt und übers Land. Im Lauf des 18. Jahrhunderts wurden die inszenierten Schlittenfahrten immer beliebter. Insbesondere Studenten veranstalteten ausgelassene Umzüge mit Kostüme und Masken. Häufig wurden höfische Schlitten mit neuer Bemalung zu Karnevalsschlitten umgestaltet. Die Beliebtheit der fasnächtlichen Schlittenumzüge zeigt sich in Literatur und Musik. Zeugnisse davon sind Leopold Mozarts «Musikalische Schlittenfahrt» oder Gottfried Kellers Novelle «Kleider machen Leute».
«Prunkvolle Schlitten» Vergnügen im Winter
Für gemeinsame Fahrten auf dem Schnee oder dem gefrorenen See kamen leichte Schlitten zum Einsatz, die von einem reich geschmückten Pferd gezogen wurden. Die Schlittenfahrenden hielten sich mit Pelzen und Decken warm. Ihre elegante Kleidung und der Schmuck des Pferdes nam oft Bezug auf die Darstellungen auf dem Schlitten.
Prunkvolle Schlitten : Ausstellung im Landesmuseum Zürich 22.07.2022 – 02.04.2023
Im 17. und 18. Jahrhundert waren Schlittenfahrten meist den wohlhabenden Familien vorbehalten. Nach dem Vorbild europäischer Fürstenhöfe liessen sie sich in prunkvollen Gefährten durch die Winterlandschaft ziehen. Mindestens so wichtig wie der Ausflug war dabei der Auftritt, denn die Schlitten waren vor allem eines: Statussymbol. Die Gefährte wurden mit Wappentieren, Ortsansichten oder Familieninsignien verziert und waren eine farbig-üppige Huldigung an ihre Besitzer. Beeindruckend sind die mythologischen Gestalten und Tiere, die eine Gegenwelt zur herrschenden Ordnung darstellten. Das Nationalmuseum besitzt eine einmalige Sammlung von Prunkschlitten und zeigt diese erstmals in dieser Form in der Ruhmeshalle des Landesmuseums.
Mehr unter: www.landesmuseum.ch/schlitten