Interview mit Elina Brotherus zur Aiusstellung „It’s Not Me, It’s a Photograph“ KUNST HAUS WIEN
„In meinem Verständnis von Elina Brotherus’ 20-jährigem künstlerischen Schaffen steht weder das Autobiographische noch das Anekdotische im Vordergrund. Ihre Bilder sind für die Betrachter reine Projektionsflächen, die ohne Hintergrundgeschichten, deskriptive Titel oder Zusatzinformationen zur Verfügung stehen. Sie ermöglichen Prozesse der Identifizierung, Introspektion und Projektion, Voyeurismus oder Fetischismus. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, ihre Bilder und die Betrachter miteinander in Verbindung zu bringen“, schreibt die US-amerikanische Kunsthistorikerin und Autorin Abigail Solomon-Godeau im neuesten Katalog von Elina Brotherus anlässlich ihrer Ausstellung Règle du jeu im Pariser Centre Pompidou 2017.
Die finnische Künstlerin Elina Brotherus setzt sich in ihren Fotografien und Filmen mit der eigenen Biografie, dem Landschaftsgenre und Kunstgeschichte auseinander. Sie lotet die Möglichkeiten der fotografischen Selbstinszenierung aus, bezieht sich dabei immer wieder auf Ikonen der Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts, oder wie in ihren aktuellen Arbeiten, auf die zeitgenössische Kunst der 1960er- und 70er Jahre. Ihre Bildsprache ist von Sensibilität, formaler Meisterhaftigkeit und ausgeführtem Perfektionismus geprägt, sie konzipiert in Serien, abgewandt von großformatigen Einzelbildern.
Mit der Ausstellung wird das konsistente und vielfältige Werk der 1971 geborenen Künstlerin, die bereits zu den bekanntesten europäischen Vertreterinnen ihrer Generation zählt, erstmals umfassend in Österreich vorgestellt. Neben Auszügen aus Brotherus’ jüngsten Arbeiten ist ein noch unveröffentlichter Werkkomplex zu sehen, den die Künstlerin auf Einladung des Museums im Januar 2018 in Wien entwickelt hat. Elina Brotherus setzt sich dabei mit Werken von VALIE EXPORT, Erwin Wurm und anderen österreichischen KünstlerInnen auseinander und zieht diese Referenzen für neue fotografische und filmische Werke heran.
„Ich bin eine Künstlerin, was mir im Gegensatz zu „richtigen Erwachsenen“ erlaubt, verrückte Sachen zu tun. Je älter ich werde, desto mehr neige ich dem Spiel zu. Die Dinge, die mich im Moment am meisten interessieren, passieren mit einer gewissen Leichtigkeit und mit Humor, obwohl meine Arbeit ebenso eine ernste Seite hat. Die grundlegende Vorrausetzung für ein solches Spiel ist: Bestimme die verrückten Regeln selbst und lasse Dich dann einfach auf sie ein.“ Elina Brotherus, 2016
Kuratorinnen: Verena Kaspar-Eisert, Bettina Leidl
Weitere Informationen: KUNST HAUS WIEN