Das Ausstellungsjahr 2026 bei C/O Berlin verspricht intensive fotografische Begegnungen mit herausragenden internationalen Positionen. Vom 7. Februar bis 10. Juni stehen gleich drei Künstler:innen im Fokus: Graciela Iturbide, Dörte Eißfeldt und Sheung Yiu.
Mit der ersten großen Retrospektive von Graciela Iturbide (*1942) präsentiert C/O Berlin einen umfassenden Einblick in das Schaffen einer der bedeutendsten mexikanischen Fotograf:innen. Die Ausstellung zeigt ikonische Serien und bisher unveröffentlichte Aufnahmen aus über fünf Jahrzehnten, die von der mexikanischen Kultur, weiblichen Identitäten und spirituellen Dimensionen des Alltags erzählen. Kuratiert von Sophia Greiff und Melissa Harris, ist die Schau eine Hommage an die poetische Kraft einer Künstlerin, deren Blick weit über das Dokumentarische hinausreicht.
Zeitgleich wird Dörte Eißfeldts Ausstellung Archipelago gezeigt. Eißfeldt, 1950 geboren, erforscht mit feinem Gespür die Grenzen der Wahrnehmung und die Verwandlungskraft der Fotografie. Ihre Arbeiten verwandeln Alltägliches in visuelle Metaphern, Oberflächen in rätselhafte Strukturen. Neben Schlüsselwerken aus fünf Jahrzehnten sind bislang unveröffentlichte Skizzen, Notizbücher und Serien zu sehen. Kuratiert von Boaz Levin.
Ebenfalls im Frühjahr zeigt C/O Berlin das Gewinnerprojekt des C/O Berlin Talent Award 2025: “(Inter)faces of Predictions” von Sheung Yiu (1991). Der Künstler untersucht die kulturellen und technologischen Praktiken der Gesichtsanalyse – von traditionellen Methoden bis zu algorithmischer Gesichtserkennung – und offenbart dabei die fortbestehenden Mechanismen stereotyper Zuschreibungen. Kuratiert von Veronika Epple.
Ab dem 20. Juni bis 2. September 2026 widmen sich zwei große Sommerausstellungen dem Spannungsfeld zwischen Wahrnehmung und Bildmacht.
Mit 16° Fische präsentiert C/O Berlin anlässlich seines 90. Geburtstags die erste umfassende Retrospektive von Walter Schels (1936). Etwa 250 Werke beleuchten zentrale Themen seines Œuvres – von Porträts und Tieraufnahmen bis zu experimentellen Serien, die sich mit Identität, Transformation und Endlichkeit befassen. Kuratiert von Sophia Greiff, Beate Lakotta, Sebastian Lux und Franziska Mecklenburg.
Parallel dazu widmet sich The Lure of the Image der Frage, wie Bilder im digitalen Raum verführen, manipulieren und Emotionen lenken. Vierzehn internationale Positionen – darunter Zoé Aubry, Hito Steyerl, Sara Cwynar und Jon Rafman – untersuchen die Mechanismen visueller Kommunikation im Zeitalter von Memes, Filtern und Algorithmen. Die Schau entstand in Zusammenarbeit mit dem Fotomuseum Winterthur und wurde von Boaz Levin für Berlin adaptiert.
Den Herbst 2026 eröffnet Carrie Mae Weems mit ihrer Ausstellung The Heart of the Matter (12. September 2026 – 3. Februar 2027). In einer umfassenden Retrospektive zeigt die US-amerikanische Künstlerin zentrale Werkgruppen, die Themen wie Identität, Zugehörigkeit und Machtstrukturen in den Mittelpunkt stellen. Neben ikonischen Serien wie Family Pictures and Stories (1978–1984) werden neue Arbeiten über Schwarze Glaubensgemeinschaften gezeigt. Kuratiert von Sarah Hermanson Meister und Boaz Levin.
Gleichzeitig ist das Gewinnerprojekt des After Nature . Ulrike Crespo Photography Prize 26 zu sehen, das von Stelios Kallinikou und Susanne Kriemann realisiert wird. Kallinikou erforscht in fotografischen, filmischen und skulpturalen Arbeiten die politischen und ökologischen Spannungsfelder rund um den Akrotiri-Salzsee auf Zypern. Kriemann wiederum verbindet in poetischen, experimentellen Bildverfahren die Ästhetik radioaktiver Strahlung mit Fragen nach Zeit, Materie und Umwelt. Kuratiert von Katharina Täschner.
C/O Berlin öffnet täglich von 11 bis 20 Uhr. Der Eintritt beträgt 12 Euro, ermäßigt 6 Euro.
Mehr unter www.co-berlin.org






