Vorträge von Dr. Arnulf Schlüter, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, Thomas Betz und Brygida Ochaim, Munich Dance Histories.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der faszinierende „Tanz der Isis“, auch bekannt als „Tanz der Mondgöttin“. Dieser ikonische Tanz wurde erstmals 1909 im Münchner Künstlerhaus von der in Riga geborenen Else von Carlberg (1883–1970) präsentiert, die unter dem Künstlernamen Sent M’ahesa auftrat – ein Name, der vermutlich auf den ägyptischen Sonnengott Mahes verweist.

Sent M’ahesas Tanzstil war einzigartig. Ihre Kostüme und Choreografien orientierten sich an altägyptischen Basreliefs und Malereien, was ihren geometrischen, linearen Bewegungsstil prägte. Sie übernahm die charakteristische Profilstellung von Kopf und Beinen sowie die En-face-Haltung des Oberkörpers. Ihre Zeit in Berlin (1905–1908) mit der dortigen ägyptischen Sammlung beeinflusste diese stilistischen Entscheidungen nachhaltig. Das europaweite Interesse an ägyptischer Kunst und Kultur war bereits im 19. Jahrhundert stark gewachsen.

Der „Tanz der Isis“ wurde Sent M’ahesas Markenzeichen. Die Mondgöttin, häufig mit ausgebreiteten Flügeln auf Sarkophagen dargestellt, inspirierte das ikonische Kostüm, das sie als flächiges Ornament in Szene setzte. Der renommierte Künstler Albert Weisgerber schuf zwei eindrucksvolle Plakate zu diesem Tanz.

Die Neuinszenierung durch Munich Dance Histories im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst (SMAEK) wird begleitet von einer Lecture sowie visuellen Beispielen und bietet eine einzigartige Gelegenheit, diesen historischen Tanz wieder aufleben zu lassen.

Debatte um kulturelle Aneignung

Angesichts aktueller Diskussionen über die Aneignung fremder Kulturen bleibt der Kommentar des Tanztheoretikers Hans Brandenburg von 1913 wegweisend:
„Sie will keine ägyptische Kunst geben, wohl aber das Verhältnis eines modernen, europäischen Menschen zu dieser Kunst […]. Ihr Tanz will aber nicht nur nicht ägyptische Kunst sein, er könnte es auch nicht sein – nicht einmal im Sinne einer Rekonstruktion, da wir den ägyptischen Tanz genauso wenig kennen wie den antiken.“

Diese Perspektive verleiht der Neuinterpretation zusätzliche Relevanz und lädt zur kritischen Reflexion über kulturelle Inspiration und historische Rekonstruktion ein.

„Tanz der Isis“ ist eine Produktion von Munich Dance Histories in Kooperation mit dem Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst, gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München und dem Freundeskreis des Ägyptischen Museums München e.V..

Film: Severin Vogl, https://severinvogl.com/

Titelbild: Felix Hörhager, https://hoerhager.com/

Mehr unter: maek.de

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