Der Podcast „Kunstsnack“ der Kunsthalle Karlsruhe, moderiert vom Kunstcomedian Jakob Schwerdtfeger, bietet in kurzen, informativen und humorvollen Episoden Einblicke in ausgewählte Meisterwerke der Sammlung. Der Stil ist journalist-isch-informativ und zielt darauf ab, Kunstwerke, ihre Entstehungsgeschichten, Künstlerpersönlichkeiten und kunsthistorische Kontexte auf unterhaltsame Weise zu vermitteln.
Die Themen sind breit gefächert und umfassen Kunstwerke vom Mittelalter bis zur Gegenwart, mit Schwerpunkten auf Malerei, Skulptur und Grafik.
Thematische Schwerpunkte und vorgestellte Künstler (Auswahl)
I. Moderne und Zeitgenössische Kunst (20. und 21. Jahrhundert)
Ein Großteil der Episoden widmet sich der modernen und zeitgenössischen Kunst, wobei Künstler, die neue Medien oder radikale Ausdrucksformen nutzten, im Vordergrund stehen.
- Günther Uecker (Nägel mit Köpfchen): Beleuchtung seiner dreidimensionalen Nagelbilder und Prägedrucke. Thematisierung seines Schlüsselerlebnisses und seines Engagements für die Menschenrechte.
- Nevin Aladağ (Patchwork-Paradies): Fokus auf ihre monumentale Teppich-Collage (Social Fabric, Arch), die kulturelle Vielfalt und die politische Dimension von Teppichen thematisiert.
- Pierre Soulages (Alles auf Schwarz): Erklärung seines Konzepts des Outrenoir (Jenseits des Schwarz) und wie er die Farbe Schwarz auf eine neue Ebene hob.
- Annegret Soltau (Narben ohne Farben): Auseinandersetzung mit der feministischen Kunst der 1970er-Jahre, in der sie ihren schwangeren Körper thematisierte und Fotos zerriss sowie vernähte.
- Franz Erhard Walther (Mantel-Stahlstück): Untersuchung seiner provozierenden Kunst, die die Grenze zwischen Publikum und Kunst auflöst und die Imagination der Betrachtenden fordert.
- Kurt Schwitters (Grandiose Anti-Kunst): Diskussion seines Merzbild 21b, einer Assemblage aus Abfällen, Haarbüscheln und Korken, und die Verbindung zu Dadaismus und der Zerrissenheit seiner Zeit.
- Pia Fries (fahnenbild 11): Vorstellung ihrer Technik, die Malerei der Gegenwart mit der Geschichte der Malerei in Dialog bringt.
- Max Beckmann (Absturz-Party vom Feinsten): Beginn des Podcasts mit einem seiner Werke (Prosit Neujahr), das das Thema Absturz-Party aufgreift und die Epoche der Klassischen Moderne behandelt.
- Yves Klein (RE 48: Sol. 1960): Fokus auf seine Leidenschaft für die Farbe „International Klein Blau“ und die mystische Qualität seiner monochromen Werke.
- Sean Scully (Landline Green Black): Erforschung seiner abstrakten Malerei, die innere Zerrissenheit und starke Emotionen durch minimale, gestreifte Formen vermittelt.
- Gerhard Richter (Das Stadtbild F): Analyse des Stadtbild F, das abstrakt und gegenständlich zugleich ist und Richters vielfältiges Lebenswerk beleuchtet.
- Leiko Ikemura (Fuku): Besprechung des Aquarells, das mit minimalen Mitteln maximalen Ausdruck von Verzweiflung und Trauer im Kontext der Atom-Katastrophe von Fukushima zeigt.
II. Klassische Moderne, Kubismus und Bauhaus
Der Podcast beleuchtet wichtige Vertreter der bahnbrechenden Bewegungen des frühen 20. Jahrhunderts.
- Ernst Ludwig Kirchner (Aus der Abgeschiedenheit ins Bundeskanzleramt): Fokussierung auf sein Selbstbildnis und seine gezielte Imagepflege sowie die Kunst der Brücke-Künstler.
- Oskar Kokoschka (Fahndungsbild mit Fingermalerei): Analyse seines Porträts des Schauspielers Karl Etlinger, bei dem Kokoschka mit den Händen malte und seine schwierige Persönlichkeit zur Sprache kommt.
- Franz Marc (Bambi und der Blaue Reiter): Erläuterung seines Gemäldes Rehe im Walde II, seiner Farbtheorie, der Künstlergruppe Der Blaue Reiter und seiner Präferenz für Tiere gegenüber Menschen.
- Robert Delaunay (Der schiefe Turm von Paris): Auseinandersetzung mit seinem kubistischen Gemälde Der Eiffel-Turm, das technischen Fortschritt und die Dynamik des Pariser Wahrzeichens darstellt.
- Jacques Lipchitz (Harlekin mit Klarinette): Besprechung seiner kubistischen Skulptur aus Kalksandstein.
- László Moholy-Nagy (Star Wars und Bauhaus): Erklärung seines konstruktiven Werks E IV (Konstruktion VII), seine Experimentierfreude und seine Rolle als Bauhauskünstler.
- Paula Modersohn-Becker (Stillleben wie ein Bio-Laden): Würdigung ihres unscheinbaren Stillleben mit Orangen, Bananen, Zitronen und Tomate als Paradebeispiel ihrer Modernität.
- Wassily Kandinsky (Improvisation 13): Diskussion seiner abstrakten Malerei, die zur Entstehungszeit eine „Ansage“ war und als geordnetes Chaos beschrieben wird.
- François Boucher (Schäfer und Schäferin): Betrachtung des Rokoko-Gemäldes, das als typisches Beispiel für die verspielte und idealisierte Kunst des 18. Jahrhunderts gilt und auf Gegenliebe sowie Ablehnung stieß.
- Édouard Manet (Kinderbildnis): Vorstellung des Skandalkünstlers und Vorreiters der Modernen Kunst, dessen Kinderbildnis zur Entstehungszeit gleichzeitig im Trend lag und provozierte.
- Edgar Degas (Sängerin in einem Pariser Gartencafé): Fokus auf das Fächerbild, das die „Behind the scenes“-Atmosphäre der Pariser Gartencafés einfängt und Einflüsse des Japonismus zeigt.
- Auguste Rodin (Der Schreitende Mann): Würdigung des Bildhauers, der die Skulptur revolutionierte. Die Folge klärt auf, warum die Figur unvollendet erscheint und welche Bedeutung das Fragmentarische hat.
- Samuel van Hoogstraten (Augenbetrüger-Stillleben): Erklärung der Trompe-l’œil-Malerei und wie das Augenbetrüger-Stillleben als verstecktes Selbstporträt interpretiert werden kann.
III. Surrealismus, Symbolismus und Dada
- Max Ernst (Durch’s Klo zur Kunst): Beleuchtung seiner experimentellen Techniken und seiner Rolle als wichtiger Vertreter des Surrealismus in Werken wie Die Windsbraut.
- Odilon Redon (Wilder Kunstcocktail): Vorstellung seines Werkes, das dem Symbolismus zugeordnet wird und fantastische, traumartige Bildwelten erzeugt.
IV. Alte Meister und Historische Malerei
Der Podcast behandelt auch Werke älterer Epochen, wobei oft zeitgenössische Bezüge hergestellt werden.
- Lavinia Fontana (Die mystische Heirat der Heiligen Katharina): Porträt der Superkünstlerin des 16. Jahrhunderts, die als Frau Aufträge von König und Papst erhielt und erfolgreich ihr Business führte.
- Lucas Cranach d. Ä. (Fragen Sie Ihren Künstler oder Apotheker): Beschreibung des als „schnellster Maler“ bekannten Künstlers, der auch als erfolgreicher Geschäftsmann und Apotheker tätig war.
- Matthias Grünewald (Zersägtes Meisterwerk): Analyse seines Werks, mit dem er das Leiden Christi eindrücklich inszenierte und seiner Zeit voraus war.
- Jacob Jordaens (Stock und Stein): Besprechung seines opulenten, dramatischen Werks Moses schlägt Wasser aus dem Felsen und seiner Rolle als wohlhabender Bürger Antwerpens.
- Paolo Uccello (Anbetung des Kindes vor nächtlicher Landschaft): Betrachtung seines fast 600 Jahre alten Weihnachtsgemäldes, das eine „krimireife Geschichte“ birgt.
- Clara Peeters (Gemaltes Geheimnis): Würdigung der Vorreiterin der Stilllebenmalerei des 17. Jahrhunderts, die lange im Schatten ihrer männlichen Kollegen stand.
- Pieter de Hooch (Bekannter als Vermeer): Fokus auf seine Genremalerei des Goldenen Zeitalters (Eine Magd mit Eimer in einem Hinterhof) und seine Rolle als „Erfinder“ im Bereich der Malerei.
- Jacob Marrel (Wie man den Tod austrickst): Entschlüsselung seines Vanitas-Stilllebens, das voller Symbole der Vergänglichkeit steckt.
V. Porträts und Künstlerpersönlichkeiten
- Franz Xaver Winterhalter (Eine seltene Seltenheit): Vorstellung des wohlhabendsten und bekanntesten Künstlers des 19. Jahrhunderts, der heute weniger populär ist und dessen Porträts von manchen Zeitgenossen als „schleimig“ empfunden wurden.
- Marie Ellenrieder (Drei Jungfrauen): Würdigung der erfolgreichen und ambitionierten Hofmalerin des 19. Jahrhunderts, die den Nazarenern zugeordnet wird.
- Gustav Kampmann (Natur pur rund um die Uhr): Fokus auf seine Landschaftsmalerei, die seine Leidenschaft für Natur und Licht zeigt und wie er Karlsruhe prägte.
- Anselm Feuerbach (Zwischen Selbstzweifeln und Größenwahn): Untersuchung seines monumentalen Gemäldes Das Gastmahl des Plato und seines großen, aber von Selbstzweifeln begleiteten Egos.
- Georg Scholz (Hater’s gonna hate): Analyse seines Selbstbildnis vor der Litfaßsäule im Kontext der Neuen Sachlichkeit.
- Amedeo Modigliani (Kopf): Betrachtung seiner Skulpturen, seines exzessiven Lebensstils und des Einflusses der Kunst der Elfenbeinküste.
VI. Graphic Art, Kritik und Humor
- Francisco de Goya (Batman und der Edel-Esel): Besprechung seiner Grafikserie Caprichos, die surreale Traumwelten, Hexen und Ungeheuer zeigt und mit Gesellschaftskritik nicht sparte.
- Honoré Daumier (Freakshow aus Ton): Vorstellung seiner satirischen Tonfiguren, die die politische Elite Frankreichs als „komische Fratzen“ darstellten und ihn ins Gefängnis brachten.
- Albrecht Dürer (Rhinocerus): Jubiläumsfolge über sein berühmtes, aber biologisch getuntes Rhinocerus und Dürers Rolle als Marketing-Genie.
VII. Künstlerinnen als Pionierinnen
Ein wiederkehrendes Thema ist die Anerkennung von Künstlerinnen, die oft gegen Widerstände arbeiten mussten und trotzdem große Erfolge feierten.
- Rachel Ruysch (Blumenstrauß): Würdigung der anerkannten Malerin des 17. Jahrhunderts, deren Blumen-Stillleben Blumenstrauß aufgrund ihrer feinen Malweise teurer gehandelt wurden als Werke von Rembrandt.
- Rosalba Carriera (Die Poesie): Vorstellung einer der größten und bekanntesten Pastellmalerinnen, die mit ihrer Kunst die High Society begeisterte.
- Marie Guilhelmine Benoist (Selbstbildnis): Beleuchtung ihres frühen Selbstbildnisses und ihrer aussichtsreichen Karriere, die unter Napoleon ein abruptes Ende fand.
- Suzanne Valadon (Mädchen, sich ankleidend): Erzählung der filmreifen Biografie der Künstlerin, die sich von einer Trapezkünstlerin und einem Modell zu einer schillernden Persönlichkeit der modernen Kunst entwickelte.
- Hannah Höch (Was müssen das für Bäume sein…): Fokus auf ihre Collagekunst und ihre Rolle als eine der bekanntesten Künstlerinnen des Dadaismus, die sich vom Vorurteil des „tüchtigen Klebemädchens“ löste.
- Karoline Luise von Baden (Multitalent und Mastermind): Würdigung der Sammlerin und Künstlerin, die maßgeblich zur Gründung der Kunsthalle Karlsruhe beitrug.
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