„[…] als wäre ich in ein Straßentheaterstück hineingestolpert, ein Erlösungsdrama, das in eines der berühmten Opernhäuser der Stadt passen würde, teils Moralitätenspiel, teils Maskenstück, teils Gedächtnistheater – alles dargeboten über einem Abgrund. […] [Das] Judentum [wird] überall inszeniert und zelebriert, vom Theater über Klezmer bis zur jüdischen Küche, doch dieses „jüdische Revival“ fühlt sich oft weniger wie ein Akt der Heilung als vielmehr wie eine neue Form der Entstellung an […].“ (Frédéric Brenner)
m Artist Talk spricht der Fotograf Frédéric Brenner mit dem Historiker Daniel Schönpflug über die Verortung seiner Arbeit ZERHEILT, die aktuell im Jüdischen Museum Berlin zu sehen ist: Ist der fotografische Essay Teil einer Inszenierungspraxis des Jüdischen? Oder sind die Fotografien Widerhall eines Abschieds, vielleicht Ausdruck eines Neuanfangs? Verlieren Jüdinnen und Juden für die Deutschen bereits ihre symbolische Funktion?
In seinem fotografischen Essay ZERHEILT erkundet der international renommierte Fotograf Frédéric Brenner Berlin als Bühne verschiedener Inszenierungen des Jüdischen. Die Ausstellung bietet fragmentarische Einblicke in das Leben in dieser Stadt voller Paradoxien, Dissonanzen, Leerstellen und widerstreitender Narrative zwischen Vergangenheitsbewältigung und dem Wunsch nach Erlösung.
Frédéric Brenner ist bekannt für seine foto¬grafische Erforschung von Sehnsucht, Zugehörigkeit und Ausgeschlossensein. In seinen Arbeiten schafft er ein visuelles Gedächtnis jüdischer Menschen der Gegenwart.#
Daniel Schönpflug ist Professor für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin und Wissenschaftlicher Koordinator des Wissenschaftskollegs zu Berlin.
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