Buchpräsentation von Wolfgang Müller-Funk und Gespräch mit Herman Westerink. Moderation: Daniela Finzi
Donnerstag, 3. März 2022 um 19 Uhr im Sigmund Freud Museum
Vom erschreckenden Einfallsreichtum der Grausamkeit – und was sie uns über den Menschen lehrt
Der Mensch „ist auch das grausame Tier“. Diese radikale These ist Ausgangspunkt von Wolfgang Müller-Funks Diskursgeschichte der Grausamkeit, deren methodischen Rahmen die Psychoanalyse und insbesondere Freuds Schrift Jenseits des Lustprinzips bildet. Mit der Bestimmung der Grausamkeit als Teil des Zivilisierungsprozesses gelingt Müller-Funk ein erschütternder Blick auf einen Aspekt der menschlichen Evolution, den gängige Beschreibungen verschweigen. In zwölf konzisen Kapiteln – zu Robert Musil und Ernst Jünger, Seneca und Friedrich Nietzsche, Elias Canetti und dem Marquis de Sade, Jean Améry und Mario Vargas Llosa, Sigmund Freud und Maurice Merleau-Ponty, Ismail Kadare und Arthur Koestler – zeigt Müller-Funks Studie auf, dass der liberale Mensch der Gewalt sehr wohl ins Auge sehen kann. Seine von der Literatur informierte Geschichte der Grausamkeit weist einen philosophischen Weg, ihren Verlockungen zu widerstehen.
Wolfgang Müller-Funk war Professor für Kulturwissenschaften am Institut für Europäische und Vergleichende Sprachwissenschaften der Universität Wien, seit 2019 ist er Fellow am Institut für die Wissenschaft vom Menschen in Wien. Unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen sind Jenseits von Resignation und Nostalgie (2014), Theorien des Fremden (2016) und Wunschbilder (2017).
Herman Westerink ist als außerordentlicher Professor für Religionsphilosophie am Center for Contemporary European Philosophy, Radboud Universität Nijmegen, Niederlande, und wissenschaftlicher Direktor des Titus Brandsma Instituts an derselben Universität tätig.
Weitere Informationen: Sigmund Freud Museum