Christoph Schlingensiefs „Deutschland ’99“ bereichert Sammlung der Neuen Nationalgalerie

Mit einer bedeutenden Schenkung erweitert die Neue Nationalgalerie ihre Sammlung um ein zentrales Werk des Ausnahmekünstlers Christoph Schlingensief. Im Rahmen der Dauerausstellung „Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft. Sammlung der Nationalgalerie 1945 – 2000“ wird die Rauminstallation „Deutschland ’99“ ab dem 2. Mai 2025 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert – passend zum Auftakt des Gallery Weekends.

Schlingensiefs eindringliches Werk „Deutschland Versenken“ (1999), das im Zentrum der Präsentation steht, entstand im Zuge seiner legendären Aktion an der Freiheitsstatue in New York. Am symbolträchtigen 9. November, dem Datum sowohl der Reichspogromnacht (1938) als auch des Mauerfalls (1989), vollzog Schlingensief ein öffentliches Ritual: In Anlehnung an Willy Brandts historischen Kniefall in Warschau warf er eine Urne mit der symbolischen „Asche Deutschlands“ sowie einen Koffer mit 99 deutschen Alltagsgegenständen in den Hudson River – ein eindrucksvolles Sinnbild für das Ende des 20. Jahrhunderts und eine kritische Reflexion deutscher Identität.

Die Neue Nationalgalerie würdigt mit einem eigenen Raum nicht nur die radikale Formensprache und politische Schärfe Schlingensiefs, sondern auch seine interdisziplinäre Arbeitsweise. Seine Werke, die Film, Theater, Oper und Performancekunst vereinen, werfen unbequeme Fragen über Nationalismus, Erinnerungskultur und gesellschaftliche Normen auf.

Die nun dauerhaft in die Sammlung aufgenommene Installation wurde von Aino Laberenz, der Verwalterin von Schlingensiefs Nachlass, gestiftet. In Zusammenarbeit mit dem Filmarchiv 451 und unter der Kuratierung von Klaus Biesenbach entstand eine Präsentation, die nicht nur das Werk selbst zeigt, sondern auch ergänzendes Filmmaterial, Pressebeiträge und Interviews – unter anderem mit Alexander Kluge.

Schlingensiefs Projekt „Deutschland ’99“ war als mehrteiliges Gesamtkunstwerk konzipiert. Es begann mit einer Theatertour durch Deutschland, führte über die Performance in New York bis nach Namibia, wo er mit Anspielung auf Wagners Ring des Nibelungen koloniale Erinnerungskultur thematisierte.

Die Eröffnung der Schenkung wird am Freitag, dem 2. Mai 2025, mit einem Gespräch zwischen Klaus Biesenbach und dem Theatermacher Matthias Lilienthal begleitet. Beginn ist um 11 Uhr in der Neuen Nationalgalerie.

Mehr unter: www.smb.museum

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