Ausstellungseröffnung: Der Fall Freud. Dokumente des Unrechts im Sigmund Freud Museum Wien

Die Ausstellung „Der Fall Freud. Dokumente des Unrechts“ im Sigmund Freud Museum Wien beleuchtet die letzten Monate der Familie Freud im nationalsozialistischen Wien und die Ereignisse nach deren Vertreibung. Im Zentrum steht die systematische Beraubung Sigmund Freuds und seines Bruders Alexander – ein Kapitel, das bislang kaum dokumentiert war. Zugleich vertieft die Schau das Wissen um das tragische Schicksal ihrer vier Schwestern Rosa, Maria, Adolfine und Pauline, die 1942 von den Nationalsozialisten ermordet wurden.

Unveröffentlichte Täterdokumente

Erstmals zeigt das Museum bislang unbekannte Unterlagen aus dem Nachlass des „kommissarischen Verwalters“ des Internationalen Psychoanalytischen Verlags, den die Nationalsozialisten eingesetzt hatten. Diese Akten bilden das Herzstück der Ausstellung. In Verbindung mit hunderten Originalakten, Geschäftsbriefen und Vermögenslisten zeichnen sie ein präzises Bild der bürokratisch organisierten Enteignung der Familie Freud.

Die Dokumente belegen eine weitere Dimension der NS-Willkür: Zwar konnte Sigmund Freud 1938 mit seiner Familie und seiner Einrichtung aus der Berggasse 19 nach London emigrieren, doch hinter den Kulissen entzog ihm das Regime über den Verlag nahezu alle Finanzmittel. Sein Sohn Martin Freud, Geschäftsführer des Verlags, wurde dabei massiv unter Druck gesetzt.

Auch Alexander Freud, Inhaber des „Allgemeinen Tarif-Anzeigers“ und international anerkannter Frachtexperte, wurde um sein Vermögen gebracht. Nur durch die vollständige Enteignung konnte er mit seiner Frau über Zürich nach London und weiter nach Kanada fliehen.
Seine vier Schwestern jedoch blieben in Wien zurück – beraubt, entrechtet, deportiert und 1942 ermordet.

Die Ausstellung führt vor Augen, wie eng ökonomische Vernichtung und physische Gewalt im NS-System verflochten waren – und dokumentiert damit ein bisher kaum beleuchtetes Kapitel der Familiengeschichte Freuds.

Mehr unter: www.freud-museum.at

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