
Wie könnte eine queere Technik aussehen – eine Technik, die die Logik der Datenerfassung und -extraktion ablehnt, über die sich der zeitgenössische Plattformkapitalismus definiert? Wie lässt sich eine queere Kritik computergestützter Systeme denken, die die Materialität des Digitalen als technische Praxis und kulturelle Logik ernst nimmt?
Ausgehend von der langen Geschichte der queeren Auseinandersetzung mit dem Negativen, dem Aussen, dem Unsinn und der Unlesbarkeit, richtet der Vortrag von Jacob Gaboury den Blick auf jene Orte und Prozesse in der Geschichte der Datenverarbeitung, die jenseits der erfolgreichen und produktiven Funktionalität von computergestützten Systemen liegen – wenn die Technologie zusammenbricht, versagt, sich wiederholt und endlos läuft, bis zur Unberechenbarkeit. Durch die Lektüre von Alan Turings frühen Arbeiten zur Unentscheidbarkeit und Ludwig Wittgensteins gleichzeitiger Erforschung der Grundlagen der Mathematik erkundet der Vortrag das Konzept der Datenverarbeitung jenseits des Imperativs erfolgreicher Kommunikation und argumentiert, dass solche Momente des Scheiterns Beispiele sind für etwas, das sich als „queeres Berechnen“ beschreiben liesse, insofern sie die externen Effekte eines binären Systems sind, das nach universeller Anwendung strebt.
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