Emil Gehrer war für seine Kunst berühmt, insbesondere für sein gewagtes Spiel mit der Abstraktion. Er lernte unter anderem an der Akademie der Bildenden Künste in München, musste aber 1939 in den Krieg ziehen. In Russland wurde er schwer verletzt. Gehrer wurde gleich nach dem Anschluss von der Gestapo verhaftet, weil er sich abfällig über die offizielle Kunstpolitik geäußert haben soll. Einen von ihm gestalteten Hitler-Kopf, der die wahnhaften Züge des Führers zeigen sollte, zerstörte Gehrer selbst 1944. Hat er sich aufgrund seiner eigenen Erfahrungen an einem internationalen Wettbewerb beteiligt, bei dem es um den unbekannten politischen Gefangenen ging? 1953 erhielt er vom Institute of Contemporary Arts in London dafür einen Anerkennungspreis. Das hier gezeigte Werk Gehrers zeigt die eingefrorene Verschmitztheit eines Mannes, der auch für ein paar Monate seines Lebens ein politischer Gefangener war. Unbekannt war er allerdings als ehemaliger Landeshauptmann, Bundeskanzler und Minister nicht. Inhaftiert war er von März bis September 1938 nicht wegen seiner Beteiligung am Staatsstreich von 1933/34, auch nicht wegen einer Steuerhinterziehung, die man ihm zu Unrecht vorwarf, sondern als Repräsentant des austrofaschistischen Regimes und als Nazigegner. Genau 30 Jahre später wurde er von Emil Gehrer modelliert und in Bronze gegossen. – Peter Melichar, Historiker am vorarlberg museum

Emil Gehrer | 1913 – 1992
Otto Ender, 1958
Bronze, brüniert

Film: Studio Haesel/ Sarah Mistura

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