Zwischenbilanz zur Rückgabedebatte – Prof. Dr. Albert Gouaffo über Kameruner Kulturgut in Deutschland
Von der kolonialen Vergangenheit zur gemeinsamen Zukunft? Der kamerunische Germanist Prof. Dr. Albert Gouaffo zieht eine Zwischenbilanz zur aktuellen Debatte über Raubkunst und Rückgabe.
Die Diskussion um die Rückgabe kolonialer Kulturgüter ist in Deutschland und Kamerun hochaktuell – und komplex. Einer der prägendsten Akteure dieser Debatte ist der kamerunische Germanist Prof. Dr. Albert Gouaffo. In einem Vortrag, den er in Kooperation mit dem Museum Fünf Kontinente hielt, bilanzierte er die bisherigen Entwicklungen im Umgang mit kamerunischem Kulturgut in deutschen Museen.
Gouaffo beleuchtet nicht nur die historischen Hintergründe der Aneignung – etwa durch Kolonialoffiziere wie Max von Stetten –, sondern zeigt auch, wo derzeit Einigkeit zwischen deutschen und kamerunischen Akteur*innen besteht – und wo es neue Wege der Verständigung braucht. Seine Analyse geht über politische Forderungen hinaus: Es geht um kulturellen Dialog, geteilte Verantwortung und eine neue Ethik der Erinnerung.
Der Professor an der Universität Dschang gilt als Schlüsselfigur in der Provenienzforschung zwischen Deutschland und Kamerun. Seit Jahrzehnten verknüpft er seine wissenschaftliche Arbeit mit praktischer Kooperation: Als Mitglied im Beirat des Deutschen Zentrums für Kulturgutverluste, als Projektleiter mehrerer Forschungsprojekte – etwa zur Sammlungsgeschichte des Museums Fünf Kontinente – und zuletzt als Mitherausgeber des Atlas der Abwesenheit (2023), einem Meilenstein in der Aufarbeitung kolonialer Kulturerbeverluste aus kamerunischer Sicht.
Seine Zwischenbilanz: Es gibt Fortschritte, etwa in der gemeinsamen Forschung und in der Bereitschaft zur Rückgabe. Doch die Debatte steht erst am Anfang eines langfristigen Aushandlungsprozesses. Gouaffo plädiert für eine nachhaltige Partnerschaft auf Augenhöhe – zwischen Wissenschaft, Museen und Zivilgesellschaft, in Deutschland und in Kamerun.
Mehr unter: www.museum-fuenf-kontinente.de