„Ein Zeichenspiel zu Stigmata in vier Akten“: Was 2019 in vier „Bildungsveranstaltungen“ im Cabaret Voltaire in Zürich über die Bühne ging, erlebt nun im KULTUM, dem Zentrum für Gegenwartskunst und Religion als völlig neu konzipierte Ausstellung seine Uraufführung. Kurator Dr. Johannes Rauchenberger führt in seiner Eröffnungsansprache am 19.2.2022 in diese Ausstellung ein. Er beginnt selbstkritisch: „Warum machst du das eigentlich?“ Denn es steht thematisch viel auf dem Spiel: Die über Jahrhunderte gepflegte christliche Passionsfrömmigkeit, die in Menschen ihre Zuspitzung findet, die selbst die Wundmale Christi tragen. Der erste war der Hl. Franziskus. Kunsthistorisch wurden Stigmata zu einem fixen Bildformular. Einige Beispiele aus dem Städel Museum in Frankfurt – Bleistiftzeichnungen von Stigmata-Darstellungen des Hl. Franziskus – sowie eine kleine Fra Angelico-Tafel aus dem Vatikanischen Museum sind als maßstabgetreue Reproduktionen in der Ausstellung zu sehen.
Seit Franziskus gibt es Viele, die diese Einprägung des geschauten Bildes des Gekreuzigten am eigenen Körper erleben. Auch heute.
Ist das wahr? Ist das Einbildung? Ist das Fake? Till Velten lässt dazu Prof. Dr. Gert Overbeck zu Wort kommen, der über viele Jahre Menschen mit psychosomatischen Leiden behandelte, unter ihnen viele, die Stigmata trugen. Er gab auch (mit dem Jesuiten und Mediziner) Ulrich Niemann ein Standardwerk zu „Stigmata“ heraus. Das ist harte Kost, die in er Ausstellung als eine von fünf lebensgroßen Video-Rückprojektionen vom Schauspieler Oskar Moser gelesen werden.Als Ausstellung wird das Thema sinnlich aufbereitet mit acht großen digitalen Prints, die wie Malereien aussehen, aber keine sind. Vielmehr sind es Erinnerungsstücke von „Apfeldrucken“, die DIE ANDERE MARIA, eine „Randfigur“ der besagten Bildungsveranstaltungen jeweils druckte, während die anderen debattierten… Und es entstand auch eine „Tropfmaschine“, die aus einem überdimensionalen Tropfgefäß besteht, aus dem langsam Blutstropfen tropfen, deren Aufprall betörend akustisch verstärkt werden.
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