Feature zur Ausstellung „INSPIRATION FOTOGRAFIE – Von Makart bis Klimt“ mit der Kuratorin Monika Faber und dem Kurator Markus Fellinger vom Wiener Belvedere.
Der österreichische Maler Johann Victor Krämer setzte die Malerei in allen Phasen des Arbeitsprozesses ein, sagt Kuratorin Monika Faber.
Die Erfindung der Fotografie im Jahr 1839 löste bei Künstlern Faszination und Schrecken zugleich aus. Hatten Porträtmaler zu Recht Angst vor einem drastischen Rückgang ihres Geschäfts, erkannten andere rasch die Vorteile des neuen Mediums: Die Anfertigung billiger Reproduktionen eigener Werke, das Aufspüren internationaler Trends im Kunstgeschehen oder die Verwendung der Fotografien als Vorlage und Inspiration – die neue Technik wurde für viele Maler zum unentbehrlichen Bestandteil ihrer Arbeit. In der Ausstellung „Inspiration Fotografie – Von Makart bis Klimt“ entdecken wir Maler als Fotografen – und erhalten Einblick in eine bisher nicht gekannte Bilderwelt.
Anhand von dreißig Gemälden, dreißig Zeichnungen und Druckgrafiken, zwei Kameras aus dem 19. Jahrhundert und rund 250 Fotografien zeigt die Ausstellung Inspiration Fotografie – Von Makart bis Klimt, wie Künstler von der Mitte des 19. bis ins 20. Jahrhundert das Medium Fotografie für ihre Arbeit nutzten. Dienten Fotografien anfangs oft als Erinnerungsstützen oder direkte Vorlagen, wurde bald auf Reisen, im Atelier und im Kunstunterricht unermüdlich fotografiert – ernsthaft oder zum Spaß –, was Lichtbilder hervorbrachte, die sich von den Konventionen weit entfernten.
Künstler wie Friedrich von Amerling und Carl Rahl ließen eigene Entwürfe fotografieren, um sie farbig zu überarbeiten: Das vervielfältigbare Lichtbild machte aus einer Skizze den Ausgangspunkt für mehrere malerische Varianten. Auch das Malen auf eigens dafür gekauften Fotografien wiesen selbst anerkannte Meister wie Franz Alt nicht von sich. Und auch Hans Makart oder Leopold Carl Müller benutzten Fotografien ohne Scheu. Auf Reisen entstanden u. a. Architekturaufnahmen, Aktstudien und Gruppenporträts.
Die nicht unbegründete Angst vieler Künstler, die neue Technik würde die bildende Kunst in den Hintergrund drängen, wandelte sich zusehends zu einer erfindungsreichen Einbindung der neuen Möglichkeiten in den eigenen Schaffensprozess. Wie kreativ österreichische Künstler dabei vorgingen, wird nun erstmals in der Ausstellung in der Orangerie im Unteren Belvedere mit zahlreichen Beispielen belegt.
Die Schau eröffnet ein Thema, das an ein Tabu rührt – war den Zeitgenossen sehr wohl bekannt gewesen, dass Maler von Hans Makart bis zu den Mitgliedern von Gustav Klimts Künstler-Compagnie eine ausgesprochene Vorliebe für die Fotografie hatten, man sie auch in der Akademie in Wien betrieb und sammelte, redete man nach 1900 nicht mehr offen darüber. Der spielerische und kreative Umgang mit dem Medium, der bisher üblich gewesen war, ging genau zu dem Zeitpunkt verloren, als die Wiener Secession erstmals Lichtbilder als eigenständige Kunstwerke ausstellte.
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