Mats & Körperhaare
MATS I, Serie von IV Fotos, 2020, Foto: Beate C. Koehler
Wir haben mit Mats über Transidentität und seine Erfahrungen als Trans-Mann gesprochen. Und darüber, was er sich von der Gesellschaft wünscht.
Ein Foto von Mats ist in der Ausstellung „Haarige Geschichten. Bilder vom Menschen, Teil 2“ (22. Mai bis 19. September 2021) zu sehen. Die Kunsthalle Bremen möchte mit der Ausstellung vorherrschende Schönheitsnormen diskutieren.
Auf den Aufruf „Haarige Geschichten“ hin wurden über 1.000 Fotografien und dazugehörige Geschichten eingereicht. Für die Ausstellung wurden knapp 60 Arbeiten ausgewählt. Die Fotografien und Geschichten machen deutlich, wie vielschichtig und emotional die Auseinandersetzung mit Haaren sein kann. Außerdem zeigen sie, was in der Kunst oftmals nicht gezeigt: Die 60 Arbeiten werden in der Dauerausstellung präsentiert und mit Skulpturen von menschlichen Körpern aus der Kunsthallen-Sammlung im Raum „Bilder vom Menschen“ in einen Dialog gesetzt. Denn die ausgestellten Skulpturen weisen zwar Haare auf dem Kopf auf, jedoch ist sonstige Körperbehaarung ausgespart. Die Fotografien vervollständigen somit das Bild vom Menschen und verleihen Körperbehaarung eine Sichtbarkeit.
Astrid mit Janina & Körperhaare in der Schule
Wie jeder Mensch hat Janina Haare am Körper. In der Schule wurde die Dichte ihrer Haare von Mitschüler*innen kommentiert. Deshalb hat sie sich Jahre lang ihre Körperhaare rasiert. Doch dann gab es einen Moment, in dem sich ihre Sicht auf ihre Haaren veränderte. Gemeinsam mit der Fotografin Astrid Susanna Schulz hat sie ihre Körperhaare inszeniert: „Bereits vor der Pubertät hatte ich im Vergleich zu anderen Mädchen viele Haare auf den Armen. Zum Teil wurde ich darauf angesprochen und es gab Lästereien wie „Du hast Haare wie ein Mann“. Meine Armhaare sind dunkel und sehr lang, ich schämte mich dafür. Mit 12 Jahren fing ich an sie abzurasieren. Rasieren bekommt meiner Haut nicht, ich bekomme Pickelchen davon.
Trotzdem machte ich damit weiter, denn die Reaktion der anderen auf die Haare war für mich schlimmer als die Pickelchen. Seit ca. 3 Jahren bin ich als Hobbymodell unterwegs, zu jedem Fototermin habe ich meine Armhaare natürlich abrasiert. Als ichzeitgleich anfing, Bodypositivity-Seiten auf Instagram zu folgen, fiel mir auf, dass es gar nicht sooo unnormal ist, als Frau viele Armhaare zu haben. Mir kam die Idee, meine Armhaare in einem Foto zu inszenieren bzw. inszenieren zu lassen. Ich fragte die Fotografin Astrid Susanna Schulz, da sie sich künstlerisch schon länger mit Körperhaaren beschäftigt. Seit dem Fotoshooting Mitte 2020 rasiere ich mir die Armhaare nicht mehr ab. Mein Blick auf Armhaare hat sich verändert – zum Positiven.“ (aus dem Interview mit dem Foto-Modell J., 35 Jahre)
Maren & politische Achselhaare
Achselhaare retuschieren: Die Schauspielerin Maren Kraus findet Achselhaare normal, ein Arbeitgeber hingegen nicht. In diesem kurzen Clip erzählt sie ihre Geschichte:
„Mancherorts gleichen Achselhaare einer Revolution. Arbeitgeber X will mich fotografieren. Für ein Projekt. Über eine berühmte Feministin. Ich überlege mir am Tag davor, ob ich mich rasieren soll. Und denke mir dann so: Wieso sollte ich? Das ist doch ne olle Kamelle, diese Körperbehaarungen, haben doch inzwischen alle verstanden und ist ja auch irgendwie allen klar, dass Sexismus scheiße ist. Außerdem geht es um Feminismus. Gehe also unrasiert zum Shooting. Und dann sollen sie plötzlich wegretuschiert werden. Meine Achselhaare. Verkauft sich nicht so gut. Ok. Krass. Verrückt. Sie wollen lieber die unbehaarte, glatte Variante der Geschichte einer berühmten Feministin erzählen. Für die Zahlen. Aus Trauer habe ich meine Achselhaare dann pink gefärbt.“ (Maren Kraus (FAUL&HÄSSLICH.)
Matias & bodyhair in your community
Matias Sauter Morera took pictures of his friend’s hairy chests and shares the experiences they had in the gay community back home in South America and Croatia as well as in Berlin. He calls the photographs “portraits” because hair is very individual.
“I decided to take portraits of me and my friends, who all have experienced rejection and ‘body-shaming’ inside their gay communities because of body hair (before they moved to Berlin). Originally from Croatia, USA, Chile, Costa Rica and Brazil, they all expressed the feeling of not completely fitting intop the beauty standards of ‘mainstream gay culture’, where overly worked out ‘gym-bodies’ and shaved chests have become a norm of what is thought of as beautiful. Meanwhile in Berlin, they all feel free and attractive. Gay men in Berlin appreciate and look for other types of beauty. Body hair, natural smell and different body shapes can be considered in Berlin’s gay scene as sexually attractive. People in Berlin are in general more open-minded to different concepts of masculinity, gender and sexuality, which also might have a direct effect on how gay men perceive themselves and accordingly how they perceive beauty.” (Matias Sauter Morera)
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