Es war ein Abend, an dem Geschichte leise flüsterte – und Kunst den Atem anhielt. Mit einer feierlichen Eröffnungsveranstaltung öffnete das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst in München die Tore zu seiner neuen Kabinettausstellung, die sich einem Stoff widmet, der seit der Antike für Ehrfurcht, Rätsel und Bewunderung sorgte: dem geheimnisvollen Corinthium Aes, dem sogenannten „korinthischen Erz“.
Ein Werkstoff, fast vergessen – und doch nie ganz verloren. Wie ein dunkles Echo aus der Tiefe der Jahrtausende kehrt er nun zurück ins Licht der Vitrinen, begleitet von kenntnisreichen Beiträgen aus Wissenschaft und Handwerk. Dr. Arnulf Schlüter, Hausherr des Münchner Hauses, führte in den Abend ein, gefolgt von Dr. Olivia Zorn, Ägyptologin aus Berlin, die gemeinsam mit Rebekka Pabst die Ausstellung kuratierte. Ein besonderer Moment war der Auftritt des Nürnberger Goldschmieds Matthias Lehr, dessen Hände jenes metallene Wunder mit neuem Leben füllten – unterstützt von der Archäologin Alessandra Giumlia-Mair. Auch die Künstlerin Michaela Zeman brachte ihren ganz eigenen Blick auf dieses stoffgewordene Mysterium ein.
Das Corinthium Aes, mit seiner charakteristischen tiefvioletten bis fast schwarzen Patina, scheint ein Material wie aus einem Traum der Götter: empfindlich, lebendig – geradezu beseelt. Berührt man es, heilt es sich selbst. Kratzt man es, verzeiht es. Es ist ein Metall, das antwortet – mit Glanz, mit Tiefe, mit Geheimnis. Schon Plinius und Plutarch schwärmten von seiner Schönheit, und lange vor ihnen, im Alten Ägypten, hatte man seinen Wert erkannt: Dort war das „schwarze Kupfer“ ein Stoff für das Heilige – für Kultobjekte, für Götterbilder, für das Ewige.
In der Ausstellung begegnen sich nun Antike und Gegenwart, Forschung und Faszination, Technik und Magie. Moderne Repliken stehen neben jahrtausendealten Fragmenten. Gold- und Silbereinlagen blitzen wie Erinnerungsspuren an eine Kunst, die beinahe verloren ging – und doch von geübten Händen, wissenden Köpfen und staunenden Augen wiederentdeckt wurde.
So steht man vor einer Vitrine und ahnt: Es gibt Dinge, die altern nicht. Sie leuchten – in dunklem Glanz.
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