Der Behaim-Globus: Ein Zeitzeuge zwischen Entdeckung und Ausbeutung

Er gilt als ein unschätzbares Kulturgut und historisches Dokument: Der Behaim-Globus, der älteste erhaltene Globus der Welt, ist nicht nur ein Meisterwerk der Kartografie, sondern auch ein Symbol für entscheidende Wendepunkte in der Geschichte der Menschheit.

Als der Globus im Jahr 1492 entstand, war der amerikanische Kontinent aus europäischer Sicht noch unbekannt. Zeitgleich mit seiner Fertigstellung landete Christoph Kolumbus auf den Bahamas und löste damit eine neue Ära der Globalisierung aus. Der Behaim-Globus, der die westliche Halbkugel noch nicht abbildet, dokumentiert somit einen tiefgreifenden Wandel im Weltbild der Europäer.

Doch der Globus erzählt heute noch eine zweite, kritischere Geschichte. Im Kontext der kolonialen Expansion und der Globalisierung verdeutlicht er die dunklen Seiten dieser Entwicklung. Die Darstellung Afrikas auf dem Globus zeugt von den damaligen europäischen Bestrebungen, den Kontinent nicht nur zu umrunden, sondern auch wirtschaftlich auszubeuten. Dies legte den Grundstein für den transatlantischen Sklavenhandel und die gewaltsame Aneignung von Rohstoffen, die die Grundlage der modernen Weltwirtschaft bildeten.

Der Behaim-Globus ist somit nicht nur ein Symbol europäischer Entdeckungen und wissenschaftlicher Errungenschaften, sondern auch ein Mahnmal. Er erinnert an die Opfer der kolonialen Eroberungen und insbesondere an die zahllosen afrikanischen Sklaven, deren Leid und Arbeit entscheidend zur Entstehung unserer heutigen Welt beitrugen.

Der Blick auf den Behaim-Globus zeigt damit nicht nur die Erfolge der frühen Globalisierung, sondern auch die tiefen Wunden und dunklen Kapitel der Geschichte, die bis heute nachwirken.

Produktion: Dr. Andrea Langer, Sandra Knocke, Maria Sagolla, Sabrina Zierhut und endlosmedia. © Eine Produktion des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 2025.

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