Wim Wenders – Sofort Bilder
Sommer 1973, Toast, Schinken und Ei, Ketchup und Filterkaffee – Szenen aus einem amerikanischen Diner. Die Aufnahmen sind trivial, ihr Anlass ist jedoch spektakulär: Es ist der Beginn der Dreharbeiten zu Wim Wenders’ Roadmovie Alice in den Städten (1974), in dem der Protagonist mit einer Sofortbildkamera des Typs SX-70 durch die Straßen der USA wandert. Die Polaroid-Kamera war für Wim Wenders von den späten 1960er- bis in die frühen 1980er-Jahre Tagebuch, Experimentierfeld und fotografisches Roadmovie. Dabei entstanden tausende persönliche und einmalige Aufnahmen von Filmsets, Reisen durch Europa, den USA und vielen anderen Orten der Welt. Sie zeigen Wim Wenders in privater Umgebung oder Porträts von bekannten Persönlichkeiten und Freunden wie Annie Leibovitz, Robby Müller, Dennis Hopper oder Peter Handke. Erstmals und als einziger Ort in Deutschland präsentiert C/O Berlin mit der Ausstellung Wim Wenders . Sofort Bilder eine Auswahl von etwa 240 Polaroids des preisgekrönten Regisseurs, Filmemachers und Künstlers Wim Wenders. Neben diesen Aufnahmen werden Auszüge seiner filmischen Arbeiten gezeigt, die sowohl das Sofortbildmedium als auch die Fotografie selbst als Teil der filmischen Narration zum Thema haben.

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Das Polaroid Projekt
Ein Summen, ein Klicken – wenige Sekunden später, ohne Dunkelkammer und Negativentwicklung entsteht auf scheinbar magische Weise das Sofortbild mit dem bekannten weißen Rahmen. Das Polaroid-Bild ist Unikat und Original in einem – es steht symbolhaft für den einzigartigen Moment. Der Charme des Ungekünstelten, des nicht reproduzierbaren Augenblicks und die Geschwindigkeit des Polaroid-Bildes werden von Amateuren und Profis gleichermaßen geliebt und genutzt. Weltbekannte Künstlerinnen und Künstler haben mit dem Medium Sofortbild die Ästhetik einer ganzen Ära geprägt. Die Experimentierfreude ist groß: Von Formaten der klassischen SX-70-Kamera bis hin zum großformatigen Polaroid entstehen grafisch abstrakte Bilder, Moment- und Detailaufnahmen von Interieurs, Straßen, Landschaften, Pflanzen, Stillleben und Porträts. So ist die Affinität des Pop-Art-Künstlers Andy Warhol zum Polaroid kaum verwunderlich: Für die schnelllebige Konsum- und Modewelt, in der er sich bewegte und die er prägte, war das Sofortbild ideal. Während Richard Hamilton seine Polaroids malerisch bearbeitete, nutzte Dennis Hopper das Polaroid für die Recherche seiner filmischen Arbeiten, wie in seiner Colors-Serie, in der er die Graffiti- und Street-Art-Szene in Los Angeles der 1980er-Jahre dokumentierte. Das Künstlerpaar Anna und Bernhard Blume hingegen verwendete das Sofortbild nicht als einzelne Momentaufnahme, sondern häufig in Serie für seine performativen Künstlerselbstporträts. Mit dem Artist Support Program unterstützte das Polaroid-Unternehmen die Arbeit vieler Künstler und Künstlerinnen, indem es sie mit Kameras sowie Filmmaterial ausstattete. Der Austausch zwischen der Kunst und dem Unternehmen bildete die Grundlage der spektakulären und schnell wachsenden Polaroid Collection mit Standorten in Cambridge, USA und Amsterdam.

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Stefanie Moshammer – Not just your face honey
„AUSTRIA GIRL”, 2411 Mason Avenue, Las Vegas, Nevada – ein Brief, schreibmaschinengetippt, 35 Zeilen, eine bizarre Liebeserklärung eines Fremden. Eine Woche zuvor klopfte ein Mann namens Troy an die Tür des Hauses mit genau dieser Anschrift, in der Hoffnung seine Ex-Freundin anzutreffen. Stattdessen begegnete ihm Stefanie Moshammer. Sie ist Fotografin aus Österreich und für drei Monate in den USA, um an ihrem Fotoprojekt Vegas and She (2014/15) zu arbeiten. Beide tauschten nicht mehr als eine Handvoll Sätze aus und unterhielten sich nicht länger als fünf Minuten. Diese flüchtig-banale Begegnung ist dennoch Anlass für den Liebesbrief und markiert den Beginn der bildnerischen Erzählung der Arbeit I Can Be Her (2015) von Stefanie Moshammer. Die Themen wie Nähe und Fremde, Angst und Anziehung, Wirklichkeit und Fiktion kreisen um diesen realen und gleichzeitig imaginierten Mann, der sie bittet, mit ihm sein Leben zu teilen. Dem Wahn setzt sie ihre Fotos entgegen und geht selbst auf Recherche – im Internet und auf den Straßen an entlegenen Orten sowie in den Wüstenlandschaften von Las Vegas. Es ist ihr Versuch, diesen Unbekannten zu ergründen und dem Bild, welches er sich von ihr gemacht hat, ihr eigenes von ihm entgegenzusetzen. Zugleich visualisiert die Werkserie auch eine intensive Auseinandersetzung mit Sujets wie Liebe, Illusion, Identität, Kontrolle und Überwachung.

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