Im letzten Beitrag der Reihe “40 Jahre – 40 Kunstwerke” spricht der Galerist und Sammler Folker Skulima über Alexander Calders Werk “Untitled (Dancing Stars)”. “Zu dieser Arbeit müsste man null Kommentare abgeben, denn sie spricht so sehr für sich selber, wie es bedeutende Arbeiten in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts ja gar nicht tun.”
Seit Beginn der 30er Jahre entwickelte Calder mechanisch angetriebene “Mobiles” – diese Bezeichnung stammt von Marcel Duchamp -, ehe er 1933 dazu überging, feingliedrige Metallgefüge zu konstruieren, die in sich beweglich waren und damit auf geringe Luftströmungen von außen reagieren konnten.
Weitere Beiträge aus der Reihe

Barnett Newman "Who's Afraid of Red, Yellow and Blue IV"

Eduard Gaertner "Schloßfreiheit"

Morris Louis "Beta Zeta"

Christian Schad "Sonja"

Thomas Demand "Gate"

Schwitters "Kathedrale"

Robert Indiana, Imperial Love

Adolph Menzel, Der Fuß des Künstlers

Jürgen Klauke, Antlitze

Ernst Ludwig Kirchner, Max Liebermann in seinem Atelier

Gerhard Richter, Grau - 349/2

Carl Gustav Carus, Balkon in Neapel

Jenny Holzer, Installation for the Neue Nationalgalerie

Hermann Pitz, Dessauer Straße

Ernst Ludwig Kirchner, Portrait Erna Schilling

Michel Majerus, b. o.

Christian Jankowski: Herzlichen Glückwunsch

Pierre Huyghe, Zoodram 6

Julian Rosefeldt, Manifesto

"The Big A" von Al Held

Claus Bacher über "Die Skatspieler" von Otto Dix

Kilian Jay von Seldeneck über "Kreuztragung" von Georg Baselitz

Rebecca Raue über "Zirkulationsfeld" von Dieter Appe

Ulrike Hörrmann-Lecher über "Ecce Homo" von Josef Scharl

Cyprien Gaillard - Artefacts

Ralph Gleis über "Stevenstift in Leiden" von Max Liebermann

Angela Schneider über den "Ring" von Norbert Radermacher

Ina Weisse über "Berlin Block for Charlie Chaplin" von Richard Serra

Gerd Harry Lybke über "Riesen" von Martin Honert

Barrie Kosky über "Opera (QM. 15)" von Dominique Gonzalez-Foerster

Kleine Freunde über "Der Redner" von Ferdinand Hodler

Hans Düttmann über "Die Malmaschine / Arie in Schwarz" von Rebecca Horn

Max Raabe über "Kopf in Mahagoni" von Rudolf Belling

Marjetica Potrč über "Caracas: Growing Houses" von Marjetica Potrč

Christopher Clark über "Die Bittschrift" von Adolph Menzel

Thomas Rusche über "Die Sünderin" von Emil Nolde

Christian Bauschke über "Glanz und Elend der Reformen" von Konrad Klapheck

Daniel Kehlmann über "Alexander von Humboldt und der Botaniker Bonpland" von Ferdinand Keller

Stephan Jansen über "Mandy’s Piano Solo in Columbine Cafeteria" von Bunny Rogers

Folker Skulima über "Untitled (Dancing Stars)" von Alexander Calder

40 Jahre Freunde der Nationalgalerie: Tischrede von Jacques Herzog

Trailer
-
Barnett Newman "Who's Afraid of Red, Yellow and Blue IV"
Peter Raue, Mitbegründer des Vereins, Vorsitzender von der Gründung 1977 bis 2008 und seitdem Ehrenpräsident, spricht über eine der spektakulärsten Erwerbungen, die die Freunde der Nationalgalerie gestemmt haben: 1982 bewies der Verein tollkühnen Mut und erwarb Barnett Newmans "Who's Afraid of Red, Yellow and Blue IV", einem Hauptwerk amerikanischer Farbfeldmalerei, für 1,2 Millionen US Dollar. -
Eduard Gaertner "Schloßfreiheit"
Peter-Klaus Schuster, Direktor der Nationalgalerie von 1999 bis 2008, spricht in diesem Film über eine Werk, dessen Erwerbung durch die Freunde 1993 nicht unumstritten war. Es handelt sich um die "Ansicht der Rückfront der Häuser an der Schloßfreiheit" von Eduard Gartner aus dem Jahr 1855. Gaertner gibt in seinem Gemälde nicht nur eine Ansicht Berliner Architektur wieder, sondern er gewährt zugleich Einsicht in das Leben der Bewohner. Mit Blick über den Schleusenkanal der Spree zeigt der Maler die Rückseite der Schloßfreiheit in ihrer pittoresken unrepräsentativen Erscheinung: mit Wintergärten und Balkonen voller Blumentöpfe und aufgehängter Wäsche. Über der Idylle bürgerlichen Alltags erhebt sich eindrucksvoll die Pracht des Schlosses in Gestalt der von August Stüler über dem Eosanderportal neu errichteten Schlosskuppel. -
Morris Louis "Beta Zeta"
Joachim Jäger, Leiter der Neuen Nationalgalerie, spricht in der dritten Folge der Serie "40 Jahre – 40 Kunstwerke" über ein Gemälde des US-amerikanischen Malers Morris Louis, das 1991 von den Freunden der Nationalgalerie für die Sammlung erworben wurde. Das Gemälde "Beta Zeta" vermittelt in seiner großzügig angelegten symmetrischen Komposition und der Sparsamkeit der Bildelemente eine sehr ausgewogene und dennoch spannungsreiche Dualität von Ruhe und Bewegung. Die äußerst differenzierte Verbindung von Farbe, Form und Grund gehöre, laut dem damaligen Direktor der Nationalgalerie, Dieter Honisch, zu den intelligentesten Lösungen, welche die neue amerikanische Malerei hervorgebracht hat. -
Christian Schad "Sonja"
Margit J. Mayer, Stilexpertin und Mitglied bei den Freunden der Nationalgalerie, spricht in der vierten Folge über ein Gemälde, das die Freunde 1997 für die Sammlung der Nationalgalerie erwarben: Christian Schad porträtierte mit seiner Sonja eine Berlinerin "vor" den Männern: jung, intelligent, modisch, schön und selbstbewusst. Eine urbane Schönheit, die in ihrer feinfrostigen Coolness auch Distanz gebietet. Mit seinem exemplarischen Großstadtgewächs der Berlinerin "Sonja" gibt Schad ein kühl sondiertes Typusporträt über das speziell Individuelle hinaus, in dem die soziale Charakterisierung aber bewusst ausgespart bleibt: "Mein Interesse gilt dem inneren Wesen des Menschen. Das pragmatische, äußere Geschehen interessiert mich weniger." -
Thomas Demand "Gate"
Christina Weiss, Kulturstaatsministerin a. D. und Vorsitzende der Freunde der Nationalgalerie von 2008 bis 2014, spricht über die Arbeit "Gate" von Thomas Demand, die die Freunde 2004 für die Sammlung der Nationalgalerie erwarben. Seit 1993 baut Demand aufwendige Modell-Kulissen von Räumen und Landschaften aus Pappe und Papier, nach einer Fotovorlage aus seinem großen Arsenal von Medienphotos und lichtet diese einmal ab, danach wird das Modell zerstört. Er betreibt so einerseits eine Privatisierung der öffentlichen Bilderwelt, andererseits sind die Photographien Bilder, die von Bildern handeln. Demands Arbeiten sind der Versuch, Bilder auseinanderzunehmen, die unser Bewusstsein prägen, die in unserer Erinnerung abgespeichert sind, die häufig zwischen erinnern und vergessen angesiedelt sind. -
Schwitters "Kathedrale"
Kyllikki Zacharias, Kuratorin der Sammlung Scharf-Gerstenberg, spricht über die Arbeit "Kathedrale" von Kurt Schwitters, die die Freunde der Nationalgalerie 1979 erwarben. -
Robert Indiana, Imperial Love
Dieter Scholz, Kurator an der Neuen Nationalgalerie, spricht über "Imperial Love", eine große Skulptur aus Cortenstahl von Robert Indiana, die 2016 den Freunden der Nationalgalerie geschenkt wurde. "Imperial Love“ wurde 1966 konzipiert und 2006 als Skulptur realisiert. Indiana verdoppelt hier den zu seinen berühmtesten Bildschöpfungen zählenden Schriftzug, die in einem Quadrat angeordnete Kombination der Großbuchstaben L und O über V und E, zu einem horizontalen Diptychon. Aus dem one-word-poem, wie der Künstler seine Schöpfung nennt, wurde ein Vexierbild, das ebenso abstrakte graphische Geste wie komplexer Bedeutungsträger ist. Bevor "Imperial Love" seinen langfristigen Standort auf der Skulpturenterrasse der wiedereröffneten Neuen Nationalgalerie erhalten soll, wird es am Hamburger Bahnhof verbleiben. -
Adolph Menzel, Der Fuß des Künstlers
Der Fuß des Künstlers als Selbstportrait? Beatrice Miersch, Kunstwissenschaftlerin und Mitglied bei den Freunden der Nationalgalerie, spricht über dieses eigentümliche Werk des großen Realisten Adolph Menzel. Das kleine Bild vermittelt die Spontaneität des Einfalls, die Situation eines Bettlägerigen, der die bannende Kraft eines vertrauten und doch umheimlichen Stücks seiner selbst erlebt. Der Fuß, ein für gewöhnlich verachteter Körperteil, wird mit heiligem Ernst bis in die Verästelungen seiner Äderchen, bis zu den Glanzlichtern auf den Zehennägeln beobachtet. -
Jürgen Klauke, Antlitze
Jürgen Klauke hat mit der Arbeit der Antlitze die Identitäts- und Geschlechtsaussagen der Dargestellten gelöscht. Der Betrachter kann sie nicht einordnen, kann keine Aussage treffen, wann und wo die Fotos gemacht oder publiziert worden sind oder wer sich hinter der Maskerade verbirgt. Gerade seit den jüngsten Terroranschlägen überall in der Welt sind die Fotos zu einem ergreifenden Abbild einer globalen Bedrohung geworden, die kein Antlitz, kein Geschlecht hat, keine individuelle Verantwortung kennt und deshalb unfassbar und unbegreifbar geworden ist. -
Ernst Ludwig Kirchner, Max Liebermann in seinem Atelier
Gabriele Quandt, Vorsitzende der Freunde der Nationalgalerie, spricht über ein Gemälde, das zwei "Hausheilige" der Nationalgalerie in einem Bild vereint: Die Hommage des Expressionisten Ernst Luwdig Kirchner an den Doyen des deutschen Impressionismus Max Liebermann zeigt den Künstler in seiner häuslichen Umgebung am Pariser Platz. Nichts deutet auf Liebermanns Tätigkeit als Maler hin. Hinter ihm ist durch die Fenster der Pariser Platz zu erkennen. Das Gemälde stammt aus der Spätzeit Kirchners, der nach seiner Zeit bei der Dresdener Brücke (1905–11) und den darauf folgenden Jahren in Berlin 1917 in die Schweizer Berge gezogen war, wo sich sein Malstil allmählich beruhigte. An die Stelle aufgewühlten Berliner Straßenszenen traten jetzt Bilder in einem farbsatten, abstrahierten Stil, in denen sich die lebensnahe Dynamik zu raumloser Ornamentik verfestigte und ihre Ausdruckskraft weiter stärkte. -
Gerhard Richter, Grau - 349/2
Die 1982 von den Freunden der Nationalgalerie angekaufte Arbeit stammt aus Gerhard Richters Werkreihe der grauen Bilder, die er in den 1960er Jahren begann. Als bedeutenster lebender Künstler Deutschlands, befragt und seziert Richter stets analytisch das Medium der Malerei. Für "Grau" beschichtete er die Leinwand mit einem opaken Malmaterial, das den jeweiligen Vorgang des Farbauftrags erkennen lässt. Gerhard Richter geht es nicht um eine malerische Darstellung der Wirklichkeit, sondern um die Darlegung seines Verhältnisses zur Wirklichkeit und zu den Bildern. Gabriele Knapstein, Leiterin des Hamburger Bahnhofs, spricht in dieser Folge über diese außergewöhnliche Malerie aus dem Frühwerk des Künstlers. -
Carl Gustav Carus, Balkon in Neapel
Mit leuchtenden Farbklängen hat Carl Gustav Carus die Eindrücke seines Aufenthaltes in Neapel in diesem Gemälde festgehalten. Das Zimmer gewährt Ausblick auf die vom Nachmittagslicht golden umglänzte Hafenbucht mit Booten und das Castell D'Ovo, am Horizont erscheint die bläuliche Silhouette der Insel Ischia. Im schattigen Innenraum herrscht Stille. Als einziger sichtbarer Gegenstand lehnt am Türrahmen des Balkonzimmers eine Gitarre. Sie deutet auf den Gesang der Fischer hin, der abends im Hafen erklingt. Mit dem Fensterausblick griff Carus auf ein romantisches Sehnsuchtsmotiv zurück: Der gegenständlichen greifbaren Welt des Vordergrundes ist die Aussicht in die Ferne, ins Weite gegenübergestellt. -
Jenny Holzer, Installation for the Neue Nationalgalerie
Die große Lichtinstallation von Jenny Holzer in der Neuen Nationalgalerie ist ein Hauptwerk der amerikanischen Künstlerin, deren Werk sich gleichermaßen der Konzeptkunst und dem Minimalismus zuordnen lässt. Das Werk wurde explizit für das Haus der Neuen Nationalgalerie, für die Architektur Ludwig Mies van der Rohes konzipiert. Holzers Texte laufen in der Installation in gelbleuchtender Schrift auf allen dreizehn Streben der Kassettendecke in der oberen Halle des Gebäudes entlang. Für die Nationalgalerie hat Jenny Holzer sowohl ein Kompendium ihrer bisherigen Texte in Englisch und in Deutsch zusammengestellt als auch einen neuen Text geschrieben. Betritt der Besucher die Halle, so wird er Teil eines Schauspiels, das sich nicht zuletzt auf den berühmten Satz im Johannes-Evangelium beziehen lässt: "Im Anfang war das Wort". -
Hermann Pitz, Dessauer Straße
Wolfgang Wittrock, Kunsthändler und langjähriges Mitglied bei den Freunden der Nationalgalerie, schenkte den Freunden 2013 dieses Licht-/Foto-/Skultpurobjekt von Hermann Pitz. Es zeigt von hinten angestrahlte Fotografien von Häusern an der Dessauer Straße - eine Gegend im Niemansland nahe der Berliner Mauer, die sich nach der Wiedervereinigung plötzlich wieder im pulsierendem Zentrum der Stadt findet. -
Ernst Ludwig Kirchner, Portrait Erna Schilling
Die Schauspielerin Iris Berben spricht in dieser Folge über das psychologisch eindringliche Portrait von Erna Schilling, das Ernst Ludwig Kirchner 1913 malte. 1911 lernte Kirchner in einem Tingeltangel-Lokal die beiden aus einfachen Verhältnissen stammenden Schwestern Erna und Gerda Schilling kennen, die als Nachtklubtänzerinnen auftraten und gelegentlich der Prostitution nachgingen. Der Maler holte Erna aus diesem Milieu, er fand in ihr nicht nur die Geliebte und das Modell für die Kunst, sondern die lang ersehnte “freie Kameradschaft mit der Frau”. Das Porträt entstand 1913 in einer Situation der Krankheit und melancholischen Gestimmtheit von Erna Schilling, die Kirchner als nervöses, in sich gekehrtes “Großstadtgewächs” vor einer Wandbespannung in seinem Atelier in Szene setzte. Das Porträt, in dem sich sowohl das Individuelle als auch das Typische der Großstädterin spiegelt, steht in engem, vorbereitendem Zusammenhang mit den beiden Kokotten in Kirchners Krönungsbild der Berliner Straßenszenen Potsdamer Platz (1914), für die Erna und Gerda Schilling Modell gestanden haben. -
Michel Majerus, b. o.
do Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin, spricht in der 16. Folge über ein großformatiges Bild des luxemburgischen Künstlers Michel Majerus. Der 2002 früh verstorbene Majerus lotete Zeit seines Lebens die Möglichkeiten der Malerei - meist unter Verwendung von Bildwelten der Popkultur und des Konsums - aus. -
Christian Jankowski: Herzlichen Glückwunsch
Erika Hoffmann-Koenige spricht in diesem Film über eine Videoarbeit, die Christian Jankowski im Jahr 2000 als Beitrag zum erstmalig ausgelobten Preis der Nationalgalerie, für den er nominiert wurde, einreichte. Jankowski ließ vier fiktive Preisreden schreiben, die von Schauspieler für ihn eingespielt wurden. Jede Rede nimmt einen möglichen Gewinner des Preises - neben Jankowski waren noch Katharina Grosse, Olafur Eliasson und Dirk Skreber nominiert - vorweg. Mit der Arbeit "Herzlichen Glückwunsch" spürt Jankowski in einem leichtfüßigen, aber zugleich hintergründigen Witz dem Kunstbetrieb und seinen Ritualen nach. -
Pierre Huyghe, Zoodram 6
Sven Beckstette, Kurator Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart, zu Pierre Huyghes, Zoodram 6, einemKunstwerk aus lebendigem marinen Ökosystem (Einsiedlerkrebs, Spinnenkrebse), rotem Lavagestein und einer Nachbildung Constantin Brancusis Skulptur "Schlummernde Muse". -
Julian Rosefeldt, Manifesto
Anna-Catharina Gebbers hat 2016 die Ausstellung "Manifesto" kuratiert, die Julian Rosefeldts gleichnamige Filminstallation, die 2014 von den Freunden der Nationalgalerie angekauft wurde, zeigte. In der 19. Folge der Serie "40 Jahre – 40 Kunstwerke" spricht sie über diese einzigartige Film- und Textcollage. -
"The Big A" von Al Held
Hana Streicher, Restauratorin an der Neuen Nationalgalerie, spricht über ein großformatiges Bild des US-amerikanischen Hard-Edge-Malers Al Held, das 1980 von den Freunden der Nationalgalerie für die Sammlung erworben wurde. 1962 Held entwickelte sein wandhohes Schrift-Bild aus dem Anfangsbuchstaben des Alphabets, das er in kategorischer Formgeste zu monumentaler Größe aufrichtete: aller Anfang zu Neuem ist hier das „A“. Auf dem weißen Bildgrund der rechteckigen Leinwand ist das schwarze, kantige „A“ bis an die äußersten Bildkanten ausgespannt. Der bildnerischer Lakonismus gibt diesem Buchstaben signalhafte Zeichenhaftigkeit und die Unausweichlichkeit des kategorischen lmperativs „Hier stehe ich, ich kann nicht anders!“, an der es kein Anecken und Vorbeikommen gibt. -
Claus Bacher über "Die Skatspieler" von Otto Dix
Im April 1919 erlebte der Kriegsheimkehrer Otto Dix mit, wie erboste Kriegsinvaliden den sächsischen Wehrminister Neuring in die Elbe warfen und auf ihn schossen. 1920 wurden die bettelnden Kriegskrüppel auf der renommierten Prager Straße zur bestürzenden Gegenwart für den Maler. Der Erlebnisschock saß tief, mit Sympathie, aber auch Distanz malte, klebte und nähte Dix in den Monaten März bis Juni 1920 in einem kruden, plakativ vereinfachten Groteskstil seine vier Bilder umfassende Folge der Kriegskrüppel zusammen. -
Kilian Jay von Seldeneck über "Kreuztragung" von Georg Baselitz
Der Verein der Freunde der Nationalgalerie war erst sieben Jahre Alt, als er den Ankauf von "Kreuztragung" ermöglichte. Kilian Jay von Seldeneck über Georg Baselitz' Werk von 1983. -
Rebecca Raue über "Zirkulationsfeld" von Dieter Appe
Die Künstlerin Rebecca Raue über über die sequentiellen Fotos der Arbeit Zirkulationsfeld von Dieter Appelt, die auf eine Art Versuchsanordnung des Künstlers zurückgehen. Existenzielle Fragen von Leben, Zeit, Raum und Sehen verdichten sich in der Fotoarbeit, die die Freunde der Nationalgalerie 1996 erwarben. -
Ulrike Hörrmann-Lecher über "Ecce Homo" von Josef Scharl
Das Bild ist von eher kleinem Format, aber durch Konzentration, Farbgebung und Malweise ungeheuer eindrucksvoll. -
Cyprien Gaillard - Artefacts
Die Sammlerin Julia Stoschek über Cyprien Gaillards Videoarbeit "Artefacts". Cyprien Gaillards Film „Artefacts“ ist eine eindrückliche Reflexion über den Mythos Babylon, der durch den Bezug zum Krieg im Irak eine besondere Aktualisierung erfährt. Die kraftvollen, betörenden Bilder sind bewusst so ineinander geschnitten, dass eine hypernervöse, fast hypnotische Wirkung entsteht, die unsere Aufmerksamkeit auf unsere eigene kulturelle Befindlichkeit lenkt. Cyprien Gaillard verfolgt keinen dokumentarischen Ansatz, sondern wirft durch das offene Prinzip der Montage eher Fragen auf über den Verbleib und die Erhaltung unserer Kulturen. Im Mittelpunkt seines Filmes steht die Erosion von Artefakten. Mit der von ihm gewählten stark ästhetischen Form ist der Wille verbunden, eine Tonlage und Sprache zu finden, die außerhalb der konventionellen Berichterstattung in den Medien steht und die damit unsere Wahrnehmung für andere emotionale Räume eröffnet. Cyprien Gaillard hat ein Werk aus suggestiven Bildern geschaffen, in dem das Politische und das Kulturelle untrennbar verbunden sind. Für diese Arbeit gewann er 2011 den Preis der Nationalgalerie für junge Kunst. -
Ralph Gleis über "Stevenstift in Leiden" von Max Liebermann
Max Liebermanns "Stevenstift in Leiden" war das erste Werk, das durch die Freunde der Nationalgalerie im Jahre 1978 angekauft werden konnte. -
Angela Schneider über den "Ring" von Norbert Radermacher
Der deutsche Künstler Norbert Radermacher installiert seine Kunst ort, wo man eigentlich keine Kunst erwarten wüde. -
Ina Weisse über "Berlin Block for Charlie Chaplin" von Richard Serra
eit der Aufstellung des 70 Tonnen schweren Quaders aus geschmiedetem Eisen am 29. September 1979 auf der Terrasse der Neuen Nationalgalerie gehört der Berlin Block for Charlie Chaplin gleichsam zu den Wahrzeichen des Mies-van-der-Rohe-Areals. Richard Serra hat die Arbeit bewusst für diesen Ort konzipiert und das Verhältnis seines wuchtigen Blockes, der leicht verkantet in den Terrassenboden stößt, zur weitgescannten, transparenten Architektur der Galerie vorher genau ausgelotet. -
Gerd Harry Lybke über "Riesen" von Martin Honert
Der Künstler Martin Honert zu den "Riesen": Auf den ersten Blick sind beide Riesen Menschen unserer Gegenwart, erkennbar an der zeitgemäßen Alltagskleidung. Aber gleichzeitig sind es Riesen, die unserem kollektiven Bild der klassischen Sagengestalten entsprechen. Die Figuren sind ungefähr 2,60 – 2,70 m hoch. Dies entspricht etwa den Maßen des bisher nachweislich größten lebenden Menschen aller Zeiten (Robert P. Wadlow, 1918–1940, 2,72 m groß), der an der Hormonkrankheit Akromegalie litt. Die Vorbilder sind also lebende riesenwüchsige Menschen mit einer größtmöglichen Präsenz. Um wirklich lebensgroße Riesen zu gestalten, ist dieses Maß das Limit einer tatsächlich möglichen Körpergröße. Nur wenige Zentimeter mehr und es wären monumentale Figuren, aber keine lebensgroßen Riesen. -
Barrie Kosky über "Opera (QM. 15)" von Dominique Gonzalez-Foerster
"Opera (QM.15)" verwandelt eine Aufnahme von Dominique Gonzalez-Foersters Live-Erscheinung als Maria Callas in eine holographische Illusion, die eine geisterhafte opernhafte Präsenz erschafft. "Opera (QM.15)" verbindet mehrere zeitliche Ebenen: die geloopte holographische Projizierung von Dominique Gonzalez-Foersters Live-Erscheinung der berühmten Diva ist selbst ein Konstrukt der Stimme der jüngeren Maria Callas – zu hören sind Aufnahmen von Arien aus Cherubinis "Medea", Giuseppe Verdis "La Traviata" und Amilcare Ponchiellis "La Gioconda". Bekleidet ist die Erscheinung mit dem ikonischen roten Kleid der letzten Auftritte von Callas. Die Arbeit ist von der Entwicklung der Fotografie, dem frühen Film und dem Interesse am Unheimlichen beeinflusst, das viele Künstler und Autoren des 19. Jahrhunderts auszeichnete. Es ist mit einem größeren Werkkorpus verwandt, den Gonzalez-Foerster 2012 begann: eine stets wachsende „fragmentierte Oper“, bestehend aus Live-Auftritten und Aufnahmen, in denen sie als unterschiedliche fiktionale oder historische Figuren auftritt. Die dramatische lebensgroße Präsenz der Künstlerin aktualisiert zudem eine alte Illusionstechnik aus dem späten 19. Jahrhundert. -
Kleine Freunde über "Der Redner" von Ferdinand Hodler
-
Hans Düttmann über "Die Malmaschine / Arie in Schwarz" von Rebecca Horn
Mit »Die Malmaschine / Arie in Schwarz« kommt ein außerordentlich charakteristisches Werk der seit 30 Jahren in Berlin lebenden Künstlerin Rebecca Horn in die Sammlung der Nationalgalerie. 1991 entstanden, gehört es zu den »begehrenden Maschinen«, deren Thema das immer wieder neu sich konstituierende, aber letztlich unerfüllte sexuelle Verlangen ist. Die Liebenden treten hier als eine durch die Glastrichter und den Metallhebel als weiblich und männlich konnotierte Figur auf. Die lebendige Körperlichkeit der frühen Werke ist zu einer zerebralen Konstruktion umgewandelt, die durch einen Motor in Bewegung gehalten wird. Das mechanisch bewegte Glied, das ebenso wie die Glastrichter an medizinische Prothesen resp. Laborutensilien des 19. Jahrhunderts erinnert, malt mit den beiden Flüssigkeiten abstrakte Figurationen an die Wand, Psychogramme allzeit präsenter Libido. Verbindet sich das verblassende Rot in unserer Vorstellung mit Körpersäften wie Blut, so verweist die schwarze Tinte neben ihrer alchemistischen Bedeutung als dunkler Gallensaft der Melancholiker ganz eindeutig auf die Funktion des Künstlers. So ist also »Die Malmaschine / Arie in Schwarz« nicht allein ein zu einer Figur verschmolzenes Liebespaar sondern vor allem auch das Porträt eines Künstlers. -
Max Raabe über "Kopf in Mahagoni" von Rudolf Belling
Für Belling wurde um 1920 die "Raumhaftigkeit" der Skulptur zum entscheidenden bildhauerischen Anliegen. "Für mich ist Plastik zunächst Raumbegriff, nicht wie bisher auf zweidimensionale Bildwirkung modellierte Illustration.", schrieb er 1920 an Alfred Flechtheim. "Darum verarbeite ich die Luft ebenso wie festes Material und erreiche, daß der Durchbruch, früher ´tote Form´ genannt, denselben Formwert darstellt, wie seine Eingrenzung, das bearbeitete Material." Neben stark abstrahierte Arbeiten gibt es immer wieder auch klare Bezüge zu Realformen wie etwa im "Kopf in Mahagoni", der deutlich expressionistische und kubistische Gestaltmittel weiterführt. Diese ins Groteske getriebene Mimik einer verzerrten Gesichtsmaske wird von sachbezogener Präzision und modellartigen Durchbrüchen begleitet. So entsteht ein montageartiges Kopfgefäß von bedrängender Skurrilität, das - zwischen Archaik und Karikatur angesiedelt - zugleich gewohnte Bildhauernormen ad absurdum führt. -
Marjetica Potrč über "Caracas: Growing Houses" von Marjetica Potrč
Marjetica Potrč befasst sich als Bildhauerin und Architektin mit architektonischen Strukturen und sozialen Gefügen in städtischen Zentren. Sie verarbeitet ihre Recherchen in konflikthaften städtischen und sozialen Kontexten zum einen in Form von Zeichnungen und Skulpturen; zum anderen entwickelt sie mit den Bewohnern und Fachleuten vor Ort Projekte, die auf eine Verbesserung der jeweiligen Lebenssituation abzielen. Ein Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit liegt auf der Untersuchung der Unterschiede zwischen einer von Architekten geplanten Stadt und einer „informellen“ Stadt, deren von den Bewohnern geschaffene Strukturen heute große Areale in den Metropolen der Welt bestimmen. Während diese Areale in der Regel als urbane Problembezirke gelten, interessiert sich die Künstlerin für das Potential dieser informellen Stadtteile. -
Christopher Clark über "Die Bittschrift" von Adolph Menzel
Wie kein zweiter Künstler hat Adolph Menzel die bis heute andauernde Vorstellung von der Person Friedrichs II. geprägt. "Die Bittschrift" bildet dabei den Auftakt zu einer Reihe von Bildern aus dem Leben Friedrichs II., ist es doch das erste ausgeführte Werk, das im Rahmen dieses Zyklus nicht nur konzipiert sondern auch vollendet worden ist. -
Thomas Rusche über "Die Sünderin" von Emil Nolde
Religiöse Themen nehmen - vom frühen Abendmahl, 1909, über das neunteilige Leben Christi, 1911-12, bis zum späten Gemälde Jesus und die Schriftgelehrten, 1951 - einen zentralen Platz im Schaffen des Malers ein. Martin Urbans OEuvrekatalog weist 1 Gemälde diese "biblischen und Legendenbilder" aus. Unter den 20 Gemälden des Jahres 1926 sind allein fünf mit religiöser Thematik, darunter Die Sünderin. Vorbereitet durch eine Radierung von 1911 malte Nolde Die Sünderin vermutlich im Herbst 1926 in sienem Berliner Atelier in der Tauentzienstraße 8 "auf selbst grundiertem starkem Segeltuch (...) mit reinen, nur wenig gemischten Farben" (Emil Nolde). -
Christian Bauschke über "Glanz und Elend der Reformen" von Konrad Klapheck
„Klapheck schafft ein Spannungsverhältnis zwischen dem was man sieht und dem Titel. Und dann beginnt das Bildkino im Kopf. Einer der bedeutendsten Maler unserer Zeit, der immer noch unterschätzt wird.“, sagt Christian Bauschke. -
Daniel Kehlmann über "Alexander von Humboldt und der Botaniker Bonpland" von Ferdinand Keller
Alexander von Humboldt und der Botaniker Bonpland am Orinoko Betrachtet von Daniel Kehlmann . Alexander von Humboldt (1769-1859) unternahm zusammen mit dem französischen Arzt und Botaniker Aimé Bonpland (1773-1858) zwischen März und Mai des Jahres 1800 eine Forschungsreise auf dem Orinoko. Seine Eindrücke und Erfahrungen fanden ihren Niederschlag in der Schrift "Vom Orinoco zum Amazonas. Reise in die Aequinoctial-Gegenden des neuen Kontinents". -
Stephan Jansen über "Mandy’s Piano Solo in Columbine Cafeteria" von Bunny Rogers
Columbine Cafeteria erinnert an ein traumatisches Ereignis der amerikanischen Millennials: das school shooting in der Columbine High School in Littleton/Colorado am 20. April 1999. Zwei Schüler hatten in einem minutiös geplanten Anschlag zwölf Mitschülerinnen und Mitschüler, einen Lehrer und sich selbst erschossen. Sie kopierten und zitierten mit ihrer Aktion militärische Einsatzkommandos und Ego-Shooter-Spiele wie Doom. Bis heute ist dieser Amoklauf die blutigste Tat dieser Art an einer US-amerikanischen High School.
Mehr unter www.freunde-der-nationalgalerie.de -
Folker Skulima über "Untitled (Dancing Stars)" von Alexander Calder
Zwei Momente ergänzen sich für Alexander Calder zu einer glücklichen Synthese: Er war der Sohn eines Bildhauers und einer Malerin, und er hatte von 1915 bis 1919 ein Ingenieur-Studium absolviert. Danach wollte er sich der Kunst zuwenden und ging deshalb 1926 nach Paris, um sich dem Kreis der Surrealisten anzuschließen. Seine dort enstandenen Figuren, Porträts und Tiere aus einfachsten Drahtlineaturen und der aus diesen Experimenten resultierende "Zirkus" erregten große Aufmerksamkeit bei seinen Künstlerfreunden. Diese aus der schlichten Strichzeichnung abgeleitete Gestaltung sollte für sein weiteres Schaffen von zentraler Bedeutung werden. -
40 Jahre Freunde der Nationalgalerie: Tischrede von Jacques Herzog
-
Trailer
Seit der Wiederbegründung des Vereins im Jahr 1977 wurden über 300 Ankäufe und Schenkungen für die Sammlung der Nationalgalerie ermöglicht. Aus Anlass des 40-jährigen Jubiläums wurden nun 40 bedeutende Erwerbungen für 40 Kurzfilme ausgewählt, darunter so bekannte Werke wie „Die Skatspieler“ von Otto Dix, „Der Fuß des Künstlers“ von Adolph Menzel oder „Imperial Love“ von Robert Indiana. In jedem Film spricht eine Persönlichkeit, die mit den Freunden und der Nationalgalerie in besonderer Verbindung steht, über das jeweilige Werk. Mal ist es der kunsthistorisch-analytische, mal der ganz persönlich-intime Blick auf das Kunstwerk, das in den Interviews zum Ausdruck kommt.
Mehr unter www.freunde-der-nationalgalerie.de