Installative Kunst mit Lichtprojektionen, Neonbändern und Fluoreszenzröhren hängt ebenso ab von einem steten Fluss elektrischer Energie wie die Videokunst. Neue technische Möglichkeiten boten auch immer neue ästhetische und inhaltliche Möglichkeiten, welche seit den späten 1960er Jahren von den Künstlerinnen und Künstlern intensiv genutzt wurden. Gerade weil diese sich rasch wandelnde Technologie nahe am Alltag ist und die schnellen und widersprüchlichen Entwicklungen der Jetztzeit abbildet, sind ihre Botschaften besonders aktuell.

Kunstschaffende wie Silvie und Chérif Defraoui, Alexander Hahn, Aleksandra und Roman Signer, Pipilotti Rist oder Matthew McCaslin haben kontinuierlich an der Entwicklung der Kunst mit den neuen Medien und ihrer betont zeitgenössischen Metaphorik gearbeitet. Diese Künstlerinnen und Künstler sind mit Hauptwerken in der Sammlung des Kunstmuse­ums vertreten und eröffnen in dieser Ausstellung einen Diskurs, der einem visionären frühen Fernsehfilm von Rainer Werner Fassbinder entliehen ist, den dieser 1973 nach dem Science­-Fiction-Roman Simulacron-3 von Daniel F. Galouye (1920–1976) drehte. Die Welt ist nicht, was sie scheint, und die Berichte über sie erst recht nicht, nur die Reflexion lässt die Dinge kla­rer werden. Manons zentrale Fotoserie La dame au crâne rasé, 1977 in Paris entstanden, verdichtet die Atmosphäre der Zeit, das individuelle Körpergefühl und die Ver­einzelung in der anonymen Grossstadt in einzigartiger Weise. Die Parallelen zum Lebensgefühl in der Zeit des Lockdowns von 2020 sind offensichtlich und die daraus sich ergebenden Verwerfun­gen unübersichtlicher denn je.

Kurator: Roland Wäspe

Mehr unter: www.kunstmuseumsg.ch/weltamdraht

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