Auf eine formal unerschrockene Art setzt sich das Kollektiv Slavs and Tatars in seinen recherchebasierten Arbeiten mit Traditionen, Gebräuchen, Sprache, Anthropologie und Politik auseinander.

Im Zentrum ihres künstlerischen wie diskursiven Werks steht die Befragung von Glaube, Religion und interkultureller Verständigung. Sie beschreiben sich selbst als „Fraktion der Polemik und Intimität, die sich mit dem als Eurasien benannten Gebiet östlich der Berliner Mauer und westlich der Chinesischen Mauer beschäftigt“. Ausgehend von ihrer These, dass Sprachen, Gesten, Rituale und Waren die gefühlten Grenzen von Orient und Okzident schon immer durchwandern, recherchieren sie in literarischen und historischen Quellen und tauchen mit humorvollen, aber stets fundierten Arbeiten in komplexere Bedeutungsschichten von Geschichte, Deutungsmacht und der Performativität und Politik von Sprache und Identität ein.

Ihre Arbeitsweise konzentriert sich auf drei Bereiche: Publikationen von Künstlerbüchern, Aufführungen von Lecture-Performances und Kunstobjekte in Ausstellungen. Kunst als Übersetzungspraxis wird von den Künstler*innen wortwörtlich genommen. Die Mehrdeutigkeit von Sprache steht auch im Zentrum der Dresdner Ausstellung Made in Dschermany. Warum schreibt man Dschihad, Dschungel und Dschingis Khan im Deutschen mit dem Tetragraphen [dsch], die gleich klingenden Gin oder Jeans jedoch nicht? Die Zuweisung von Eigenem und angeblich Fremden beginnt bereits bei dessen Benennung und hat in jeder Kultur eine lange Tradition. Bei der Erforschung von Hintergünden der gewählten Themenkomplexe verbinden Slavs and Tatars dann jedoch wissenschaftliche Entzauberung mit einer Begeisterung für spielerische Zusammenhänge.

Made in Dschermany ist die bisher umfassenste Präsentation des Werks der Künstler*innen in Deutschland, wo sie leben und arbeiten. Von hier aus nehmen sie in den Blick, was zwischen den beiden Mauern in Deutschland und China liegt, nicht nur defacto territorial sondern auch im Sinne einer kulturellen Topographie.

Weitere Informationen: Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Film: http://zeitgebilde.de/

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