Die Präsentation nähert sich den historischen Beständen des mumok aus der Perspektive zeitgenössischer Künstler*innen, die in ihrer Arbeit modernistische Formensprachen aktivieren und zugleich die Widersprüche und nicht eingelösten Potentiale des utopischen Projekts der Moderne aufscheinen lassen. Die Thematisierung der umfassenden Abhängigkeit der westlichen Moderne von anderen Kulturen steht am Beginn der Ausstellung. Hier wird Constantin Brancusis hochglanzpolierte „La Négresse Blonde II“, 1933 (1980) mit Andrea Frasers 82-teiliger Fotoinstallation „White People in West Africa“, 1989/1991/1993 konfrontiert, die die vielfältigen Auswirkungen des (Neo-) Kolonialismus offenlegt. Ausgehend von Henri Matisses’ Glasfenster „Blühender Efeu 1956“ (1953) und Sophie Taueber-Arps Bronzekomposition lassen sich mit Ulrike Müller, Robert Kushner und Maja Vukoje auch Positionen in der Gegenwartskunst ausmachen, die die „Reinheits-Mythen“ der Moderne dekonstruieren und handwerklich-dekorative, affektive oder körperlich-politische Dimensionen von Ästhetik ausloten. Revolutionäre wissenschaftliche Erkenntnisse um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert – darunter die Relativitätstheorie oder die Entdeckung elektromagnetischer Wellen – formten ein radikal neues Weltverständnis und beeinflussten auch die künstlerischen Avantgarden maßgeblich. So findet im Werk der amerikanischen Künstlerin Lee Lozano die Auseinandersetzung mit optischen und kosmischen Phänomenen von František Kupka, Erika Giovanna Klien oder Giacomo Balla ihren Widerhall. Tendenzen zu einer gewissen Glättung und Coolness, die in der Zwischenkriegszeit über die Länder- und Gattungsgrenzen hinweg zu beobachten waren, sowie die Suche nach alternativen Körper- oder Geschlechtermodellen bilden weitere thematische Klammern zwischen Moderne und Gegenwart.

Kuratiert von Heike Eipeldauer

Revue Moderne

19. Juni bis 18. April 2022

Alle Informationen zur Ausstellung: https://www.mumok.at/de/events/enjoy

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