«Was werde ich von den Bohnen lernen oder die Bohnen von mir?»
– Henry David Thoreau, Tagebucheintrag 7. Juli 1845

Die Einsicht, dass der Mensch die Ökologie der Erde tiefgreifend verändert, wird von Naturwissenschaftlern im 21. Jh. mit dem Begriff des «Anthropozän» erfasst. Parlament der Pflanzen setzt an dieser Erkenntnis an, um eine neue Erzählweise über die komplexen Verflechtungen anzubieten, durch die alles mit allem verbunden ist.

Die Künstlerinnen und Künstler dieser Ausstellung rütteln nicht nur am aristotelischen Denken, das die Pflanzenwelt in die Nähe der anorganischen Welt rückt, sondern auch an der anthropozentrischen Sicht, die grossteils bis heute die westliche Welt prägt. Sie veranschaulichen Prinzipien der Natur, verleihen den Pflanzen aus vielfältigsten Perspektiven eine Stimme und zeugen vom aussergewöhnlichen Wesen der Pflanzen, mit denen unser Überleben zutiefst verbunden ist und deren Betrachtung auch in den Naturwissenschaften einen Paradigmenwechsel erfährt.

Die Ausstellung ist als ein offenes Gefüge angelegt. Aspekte wie Selbstorganisation, Identifikation, Utopien, soziale Beziehungen zwischen Flora und Mensch und eine andere Wahrnehmung von Zeit spiegeln sich in den Werken. Ebenso werden Scham und Sexualität, Bewusstseinserweiterung und Transformation, innere und äussere Migration, medizinisches, naturwissenschaftliches und auch kosmisches Wissen thematisiert.

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler
Paweł Althamer & Artur Zmijewski, Stefan Bertalan, Andrea Büttner, Edith Dekyndt, Jef Geys, Isabella Hollauf, Anna Jermolaewa, Jochen Lempert, Uriel Orlow, Kristine Oßwald, Athena Vida.
In «Wunderkammern» sind zudem historische botanische Bücher, eine Filmauswahl und künstlerische Werke von John Baldessari, Joseph Beuys, Karl Blossfeldt, Frau Brakhan, Matthias Frick, Anton Frommelt, Paul Klee, Emma Kunz, Heinrich Anton Müller, Fritzi Libora-Reif, Rachel Ruysch, Therese Vallent und Sunhild Wollwage als Querverweise und Assoziationsfeld zu sehen.

Im Rahmen der Ausstellung ist der frei zugängliche Seitenlichtsaal als ein sich wandelnder und wachsender Projektraum konzipiert. Er verbindet die unmittelbare Aussenwelt mit Fragestellungen der Kunst. Vielfältige naturwissenschaftliche Ansätze und künstlerisch-poetische Perspektiven auf das Pflanzenreich treffen aufeinander: Initiativen, Vereine und AkteurInnen aus Disziplinen wie Botanik, Floristik und Gartenbau, Forst- und Landwirtschaft, (Landschafts-)Architektur, Meteorologie und Kunst berichten von ihrer Beziehung zu den Pflanzen.

In Umfang und Rhythmus wechselnde Beiträge und Präsentationen protokollieren zyklische Abläufe und zeigen auf, was gegenwärtig in der Natur passiert. Aktuelle digitale Nachrichten als auch ein stetig aktualisiertes «Kalenderblatt» geben Einblick in Wachstum und Entwicklung auf den Feldern, im Wald oder in den Gärten. Dialogische Führungen, Workshops und Rundgänge im Aussenraum ergänzen und erweitern den Begegnungsort.

Eine Produktion des Kunstmuseum Liechtenstein, kuratiert von Christiane Meyer-Stoll mit Annett Höland, Co-Kuratorin des Projektraums.

Beiträge von
Ackerschaft Verein, Vaduz, AMÚR Wien, Helena Becker, Botanisch-Zoologische Gesellschaft Liechtenstein-Sarganserland-Werdenberg e.V., Forstbetriebe Schaan/Planken und Vaduz, Gartenkooperative Region Liechtenstein-Werdenberg, Anna Hilti, Evi Kliemand, Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz, Liechtensteinisches Gymnasium, Obst- und Gartenbauverein Vaduz, Schweizer Phänologie-Beobachtungsnetz – Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz, Spriessbürger Verlag, Universität Liechtenstein – Institut für Architektur und Raumentwicklung und Institut für Wirtschaftsinformatik, Verein Hortus, Balzers, und weitere.

Veranstaltungen mit
baronebreu, Toni Büchel, Eveline Dudda, Sebastian Geiger, Peter Goop, Monika Gstöhl, Anette Herburger, Anna Hilti, Gerhard Konrad, Eva Körbitz, Gerlinde Manz-Christ, Marco Maierhofer, Anna Ospelt, Barbara Pietragalla, Marion Poschmann, Claudia Ospelt-Bosshard, Rainer Rappmann, Elisabeth Ritter, Trio Gleichklang, Peter Vogt u.a.

Weitere Kooperationspartner sind
Atelier Amden, Gemeinde Vaduz, inatura, Dornbirn, Junges Literaturhaus Liechtenstein, Kunstschule Liechtenstein, Liechtensteinische Kunstgesellschaft, Literaturhaus Liechtenstein, Skino, Schaan, Walserherbst Festival, Grosses Walsertal.

Mehr unter: www.kunstmuseum.li

Abonniere unseren Newsletter