Ballonverkäufer – Otto Rudolf Schatz
Der Ballonverkäufer befindet sich als mächtige Figur hinter zwei jungen Mädchen vor nächtlichem Himmel. Die bunten Kreise der Luftballons, deren Grünton Schatz im Kleid des vordersten Mädchens reflektiert, akzentuieren als modernistische Reminiszenz abstrakter Bildgestaltung mit ihren Leuchtfarben das Gemälde, das zu den Hauptwerken der Neuen Sachlichkeit in Österreich zählt. Das eher unheimliche urbane Motiv aus dem Umfeld neusachlicher Stadtdarstellungen zeigt einen szenischen Spannungsmoment von großer Tragweite: Ein für den Betrachter nicht sichtbarer Verehrer der beiden Mädchen, den diese halb bewundernd, halb zurückhaltend anblicken, hat den beiden soeben einen roten Ballon gekauft, um diese für sich zu gewinnen. Schatz beschreibt die ambivalente Atmosphäre im Halblichtmilieu des Wiener Praters, wobei der Ballonverkäufer als stummer Zeuge die Szene beobachtet. Die Bilderzählung erinnert an eine der berühmtesten Sequenzen der Filmgeschichte im Streifen M – eine Stadt sucht einen Mörder von Fritz Lang, der 1931 beim Kinopublikum großes Aufsehen erregte. Dabei wird ein blinder Ballonverkäufer Zeuge und später Kronzeuge eines Verbrechens, wodurch er die Verhaftung des Kindsmörders ermöglicht. Der aktuelle Bezug auf Film und Fotografie weist Schatz als vielseitig schöpferischen Protagonisten der Moderne aus.
Weitere Informationen: Belvedere Museum