Was passiert, wenn wir Kunst nicht mit westlichen Augen, sondern durch die Linse islamischen Denkens betrachten? Dieser spannenden Frage widmet sich die renommierte Kunsthistorikerin Dr. Wendy Shaw in einem faszinierenden Vortrag, der klassische islamische Literatur mit aktuellen museumstheoretischen Diskursen verknüpft.
Im Zentrum steht die allegorische Erzählung von der Festung der Formen, wie sie der persische Dichter Jalal al-Din Rumi im 13. Jahrhundert überliefert hat: Ein König warnt seine Söhne vor einer Festung, die das Bewusstsein raubt – doch genau diese übt eine unwiderstehliche Anziehung auf sie aus. Dr. Shaw nutzt dieses Gleichnis, um über Wahrnehmung, Ästhetik und kulturelle Prägung nachzudenken: Wie kann die Kunstgeschichte sich neu orientieren, jenseits westlicher Denkkategorien?
Shaws Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle von Kunst, Religion und Philosophie. Mit Stationen in den USA, der Türkei, der Schweiz und Deutschland sowie einer beeindruckenden Publikationsliste gehört sie zu den bedeutendsten Stimmen auf dem Gebiet der islamischen Kunstgeschichte. Ihre Bücher wie What is ‘Islamic’ Art? oder Possessors and Possessed gelten als wegweisend für die Debatte um transkulturelle Perspektiven.
Ihr Vortrag lädt ein zu einer Reise jenseits der bekannten Sehgewohnheiten – in eine Welt, in der Formen, Worte und Bedeutungen auf neue Weise zueinanderfinden.
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