Die Entstehung der Arbeit „Guernica in Sand“ von Lee Mingwei im Museum Villa Stuck, April/Mai 2021.
Bei Guernica in Sand (2006/2021) spielen die Themen Fürsorge und Reparatur, denen sich Lee Mingwei seit Mitte der 1990er Jahre widmet, eine zentrale Rolle. Guernica in Sand ist eine rituelle Transformation von historischen und persönlichen Traumata. Der Ausgangspunkt dieser monumentalen Installation aus sieben Tonnen Sand ist eines der symbolträchtigsten Kunstwerke der westlichen Moderne, Guernica (1937) von Pablo Picasso (1881–1973). Picasso malte das Bild als Reaktion auf die Bombardierung der baskischen Stadt Guernica während des Spanischen Bürgerkriegs (1936–39). Indem Lee das Motiv in Sand zeichnet, bezieht er sich auf die Friedenspraxis der Sandmandalas im tibetanischen Buddhismus. In dieser Tradition werden detaillierte Sandgemälde hergestellt und nach ihrer Fertigstellung wieder zusammengekehrt. Guernica in Sand ist nicht nur eine Installation, sondern auch eine fünfstündige Performance. Am Samstag, den 3. Juli 2021 wird Lee um 12 Uhr mittags die Arbeit am letzten Teil des Sandgemäldes beginnen, das er bewusst unvollendet ließ. Eine von der Decke hängende Lichtskulptur beleuchtet den Künstler bei der Arbeit. Währenddessen sind die Besucherinnen eingeladen, einzeln über das Sandgemälde zu laufen, um das Motiv durch ihre Fußabdrücke zu verändern. Im zweiten Teil der Performance kehren Lee und andere Performerinnen den Sand mit Bambus-Besen zusammen. Die Betonung liegt dabei nicht auf der Zerstörung des kubistischen Gemäldes, sondern auf dessen Transformation und der Vergänglichkeit des Materiellen.
Weitere Informationen auf www.villastuck.de.