Grafeneck 1940: NS-„Euthanasie“ – Vergessene Opfer und späte Erinnerung

Die gemeinsame Vortragsreihe „Hadamar-Gespräche zu Medizingeschichte, Nationalsozialismus und den Folgen“ der Gedenkstätte Hadamar und des Stadtarchivs Limburg widmet sich einem der dunkelsten Kapitel der NS-Geschichte: den „Euthanasie“-Morden. Im Mittelpunkt steht dieses Mal Grafeneck, ein Ort, der sinnbildlich für die jahrzehntelang vergessenen Opfer der systematischen Tötungen steht.

Das Grauen von Grafeneck: 10.654 Tote in einem Jahr

Zwischen Januar und Dezember 1940 wurden im Schloss Grafeneck, einem einstigen Beherbergungsort für Menschen mit Behinderungen in Baden-Württemberg, 10.654 Menschen im Rahmen der NS-„Euthanasie“ ermordet. Die Opfer, die aus verschiedenen Heil- und Pflegeanstalten sowie psychiatrischen Einrichtungen stammten, wurden mit Bussen nach Grafeneck transportiert und dort getötet. Die Täter, die die Verbrechen koordinierten und durchführten, waren direkt im Schloss Grafeneck untergebracht.

Vortrag: Täter, Opfer, Öffentlichkeit und die lange Stille

In seinem Vortrag „Grafeneck 1940. NS-„Euthanasie“ im deutschen Südwesten – Geschichte und Erinnerung“ beleuchtet Thomas Stöckle M.A., Leiter der Gedenkstätte Grafeneck, die vielschichtige historische Perspektive:

  • Die Opfer und Täter von 1940: Ein Blick auf die Ereignisse, die örtliche Einbindung und die Wahrnehmung durch die umlaufende Bevölkerung.
  • Die Nachkriegszeit: Wie ging die lokale Gesellschaft mit den geschehenen Verbrechen um?
  • Die Gedenkarbeit: Die Entwicklung der Erinnerung, die erst 1990 mit der Errichtung einer Gedenkstätte begann.

Herr Stöckle gibt zudem einen Einblick in das heutige Gedenkstätten- und Dokumentationszentrum Grafeneck, das die Erinnerungsarbeit und Forschung präsentiert.

Mehr unter: gedenkstaette-grafeneck.de

Newsletter