Ein Zeugnis für Rausch und Genuss oder eine kluge Investition?

Am 18. März des Jahres 638 n. Chr. kaufte ein Mann namens Aurelios Kiamul vom Winzer Aurelios Danielis in der mittelägyptischen Stadt Hermupolis 250 Maß Wein. Über dieses Geschäft ließen die beiden eine Notarsurkunde errichten, die bis heute erhalten geblieben ist und in der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt wird (P.Vindob. G 2143 + 28707).

Der gesamte Urkundentext wurde auf einem relativ kleinen Blatt Papyrus untergebracht. Die Zeilen stehen eng aneinander und reichen bis knapp an die Ränder. Wo der Platz nicht genügte, sind noch letzte Buchstaben über der Zeile eingefügt. Das Schriftbild ist unsauber, denn der Schreiber beging zahlreiche Rechtschreibfehler, die nachträglich durch dicke Überschreibungen korrigiert wurden. Neben den beiden Vertragspartnern waren noch vier weitere Personen an der Errichtung der Urkunde beteiligt: Aurelios Isaak, der den Text für Danielis niederschrieb („Ich habe für ihn geschrieben, da er die Buchstaben nicht kennt“), Johannes und Christodoros als „Ohrenzeugen“ sowie der ausfertigende Notar Leontios, dessen stilvolle Unterschrift in der letzten Zeile sich deutlich vom restlichen Text abhebt.

Mehr unter: www.onb.ac.at

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