Zehn Jahre nach ihrem Antritt präsentiert Karola Kraus zusammen mit ihrem Team eine Sammlungsausstellung, die zentrale Schenkungen und Ankäufe des letzten Jahrzehnts integriert und mit Werken von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart die Sammlung in ihrer Entwicklung präsentiert.
Die in den 1960er- und 1970er-Jahren vorherrschenden Tendenzen der Minimal-, Concept- und Body Art, der Land Art und der Arte Povera bilden einen historischen Rahmen, dessen Grundsätze in aktuellen Arbeiten jüngerer Künstler*innen unter veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen umgedeutet werden. Unterliegt in der Minimal Art – etwa bei Donald Judd – die Formreduktion noch wahrnehmungspsychologischen Prämissen, so spielen in der Concept- und Body Art gesellschaftliche und soziologische Aspekte eine zentrale Rolle.
Auf solche Positionen bauen neuere Arbeiten gegenwärtiger Künstler*innen auf, die, wie Anita Leisz, von der strengen minimalistischen Programmatik abweichen, oder sich auf die politischen Dimensionen des historischen Konstruktivismus beziehen, wie etwa bei Nikita Kadan, der die politischen Umstürze und Konflikte in der Ukraine thematisiert. Ähnliches gilt für die Natur und den Körper als universelle kunstgeschichtliche Rah- menthemen: Ausgehend von den naturbezogenen Arbeiten Robert Smithsons oder der rumänischen Sigma-Gruppe (Stefan Bertalan, Constantin Flondor, Doru Tulcan) sowie den Körperdarstellungen von Maria Lassnig oder Sanja Ivekovic, lassen sich Entwicklungslinien erkennen, die bis in die aktuellen Diskurse des Anthropozän und des Posthumanismus reichen, etwa bei Pakui Hardware oder Barbara Kapusta.
Kuratiert von Rainer Fuchs
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