Wissen ist Macht. Und Macht hat vor allem, wer den Fluss der Informationen beherrscht. Dies gilt in besonderem Maße in der digitalen Kultur, in der alle Informationen im weltweiten Netz unkontrollierbar manipuliert werden können. Erwuchs aus dem Umgang mit diesen digitalen Instrumenten lange die Hoffnung auf neue Formen demokratischer Partizipation, so werden sie in jüngster Zeit als ideale Türöffner zur Überwachung von Milliarden Menschen missbraucht. Längst nehmen sich auch demokratische Staaten das Recht, selbst ihre »Freunde« auszuspionieren, und dies in allen militärischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Belangen sowie auf allen Ebenen: Regierungen, Organisationen, Unternehmen, NGOs und einzelne BürgerInnen werden gleichsam überwacht.
Neben die Massenanalyse der kommunikativen Metadaten und den massenhaften Zugriff auf personenbezogene Daten tritt immer häufiger die offene oder geheime Zensur durch Manipulation oder Abschaltung. Wo die Angst vor dieser Bedrohung nicht wirkt, wird die Geheimhaltung wichtiger Informationen durch direkte Behinderung von Veröffentlichungen bis hin zur Verschleppung und Ermordung von JournalistInnen durchgesetzt. Das Ausgeliefertsein an übermächtige Instanzen der Kontrolle und Zensur ist zur conditio humana unserer Zeit geworden. Bereits heute hat ein großer Teil der Öffentlichkeit vor der Allgegenwart staatlicher und kommerzieller Überwachung resigniert.
Die Ausstellung, die im Rahmen der Infosphäre präsentiert wird, beruht auf der Zusammenarbeit mit einem Netzwerk von WissenschaftlerInnen, JournalistInnen, AktivistInnen und KünstlerInnen in allen Erdteilen und in rund 20 Ländern sowie der Kooperation mit Expertenorganisationen wie dem PEN-Zentrum Deutschland, dem Chaos Computer Club (CCC), Reporter ohne Grenzen, Villa Aurora und mit Plattformen wie netzpolitik.org, digitalcourage.de, WikiLeaks und anderen. Ziel der Ausstellung ist eine Erweiterung der öffentlichen Diskussion über die allgegenwärtigen Überwachungs- und Zensurmaßnahmen, die nicht nur aufgrund stetig neuer Berichte in den Medien, sondern vor allem angesichts der weitgehenden Behinderung der Aufklärung über diese Praktiken als dringlich erscheint.
Im Rahmen der Ausstellung findet am So, 04.10.2015 ein Künstlergespräch statt. Nähere Informationen werden in Kürze bekannt gegeben.
Impressum
Bernhard Serexhe (Kurator/in)Lívia Rózsás (Ko-Kurator/in)
Organisation / Institution
ZKM | Karlsruhe
Ein Projekt im Rahmen des Stadtgeburtstags – 300 Jahre Karlsruhe –
Weitere Informationen unter: ZKM