Was passiert, wenn wir die deutsche Geschichte nicht aus nationaler, sondern aus belarussischer, indischer oder kamerunischer Perspektive betrachten? Das Deutsche Historische Museum (DHM) lädt zum 7. Symposium „Historische Urteilskraft“ ein, das gängige Geschichtsschreibungen radikal hinterfragt.
In Zeiten politischer Umbrüche und tiefgreifender Verunsicherung hinterfragt das Deutsche Historische Museum (DHM) am 26. September 2025 gängige Koordinaten der Geschichtsschreibung. Die 7. Ausgabe der Reihe „Historische Urteilskraft“ unter dem Titel „Varieties of Germany – Andere Perspektiven“ legt den Fokus auf die Außensicht.
Mit renommierten Wissenschaftler*innen aus u. a. Belarus, Frankreich, Indien, Kamerun und Polen rücken die Kurator*innen Unerwartetes in den Blick und zeigen, wie die deutsche Geschichte – von der Antike bis zum Ende des Kalten Krieges – in anderen Regionen wahrgenommen und erlebt wurde.
Von Germani bis zur Indischen Legion
Die interdisziplinäre Tagung thematisiert historische Phänomene, die Deutschlands nationale Geschichtsschreibung oft an den Rand drängt:
- Antike & Mittelalter: Wie wurde Ethnografie missbraucht und wie sah der Prestigestreit im mittelalterlichen Europa aus? Robyn D. Radway (Central European University) untersucht sogar, was es im 16. Jahrhundert im osmanischen Konstantinopel bedeutete, „Deutsch zu werden“.
- Kolonialismus & Ausgrenzung: Im 19. und 20. Jahrhundert beleuchten die Panels die Polenausweisung von 1885 (Agnieszka Pufelska) und den Entgrenzten Kolonialkrieg in Kamerun (George N. Njung). Auch die Rolle der Indischen Legion der Wehrmacht wird diskutiert (Baijayanti Roy, Goethe-Universität Frankfurt am Main).
- Nachkriegszeit: Young-sun Hong (Stony Brook University) rückt die vergessenen südkoreanischen Krankenschwestern in der Bundesrepublik in den Fokus.
Den Abschluss bildet ein hochkarätiges Gespräch zwischen Neil MacGregor und Raphael Gross über die Relevanz dieses Perspektivwechsels für die Gegenwart.
Die Veranstaltung verspricht, gewohnte Relevanzen zu verschieben und eine andere deutsche Geschichte sichtbar zu machen.
Mehr unter: dhm.de





