Thomas Meyer – “… an dem alten Mythos vom auserwählten Volk, in modernisierter Form, festhalten”?

Im Rahmen der Sommeruniversität 2025 widmet sich Prof. Dr. Thomas Meyer in einem öffentlichen Vortrag einer zentralen, aber oft übersehenen Dimension im Denken Hannah Arendts: der spannungsvollen Beziehung zwischen jüdischem Partikularismus und philosophischem Universalismus.

Arendt, deren politisches Denken vom 20. Jahrhundert tief geprägt ist, stellte bereits 1932 in ihrem Aufsatz „Aufklärung und Judenfrage“ fest, dass jüdische Identität und Geschichte nicht losgelöst von ihrer ereignisgeschichtlichen und politisch-soziologischen Verortung verstanden werden können. Demgegenüber diagnostizierte sie im philosophischen Universalismus eine gefährliche Tendenz zur Abstraktion – zur Loslösung von konkreter historischer Erfahrung.

Der Vortrag beleuchtet, wie Arendt – trotz aller theoretischen und praktischen Widersprüche – den Versuch unternahm, diese Gegensätze zu einer fragilen Synthese zu führen. Diese äußerte sich nicht zuletzt in ihrem berühmt gewordenen Plädoyer, „dass jeder Mensch das Recht haben muss, Rechte zu haben“, und in ihrer Haltung, dass sich Jüdinnen und Juden im Falle eines Angriffs auch als solche verteidigen müssen.

Prof. Thomas Meyer, einer der renommiertesten Arendt-Kenner im deutschsprachigen Raum, bringt in diesem Vortrag seine langjährige Forschung ein. Als Herausgeber der Studienausgabe von Hannah Arendts Schriften (seit 2020, bislang 11 Bände) sowie Autor der aktuellen Arendt-Biografie (4. Aufl. 2024) liefert er eine fundierte Analyse dieses zentralen Aspekts im Werk der politischen Theoretikerin.

Mehr unter: jm-hohenems.at

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