Das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main präsentiert in der Ausstellung „Text & Spirit“ erstmals seinen gesamten Bestand an spätmittelalterlichen illuminierten Handschriften. Diese einzigartigen Exponate umfassen kostbare Gebetsbücher, Psalter, Breviere und Stundenbücher, die mit kunstvoller Buchmalerei, Gold, Lapislazuli und Purpur verziert sind.
Mittelalterliche Stundenbücher und moderne Parallelen
Was können wir heute aus den mittelalterlichen Stundenbüchern lernen? Die Ausstellung untersucht Parallelen zwischen den historischen Handschriften und modernen Smartphones als persönliche Lebensbegleiter. Beide Medien dienten und dienen nicht nur der Kommunikation, sondern auch als Statussymbole und modische Accessoires. Zudem erlauben sie es den Nutzer*innen, sich gedanklich aus der Gegenwart zu lösen und in eine spirituelle oder digitale Welt einzutauchen.
Ein einzigartiges Digitalisierungsprojekt
Die Ausstellung ist Teil eines Digitalisierungsprojekts des Dezernats Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main. Zahlreiche Werke aus der Sammlung des Museums wurden digital erfasst, um der Öffentlichkeit diesen wertvollen Bestand zugänglich zu machen. Besonders empfindliche und kostbare Handschriften, die bisher selten oder nie ausgestellt wurden, sind nun erstmals zu sehen.
Stundenbücher als Luxusobjekte und Inspirationsquelle
Illuminierte Gebetsbücher waren nicht nur religiöse Texte, sondern auch exklusive Luxusobjekte. Sie wurden oft am Gürtel getragen – eine Tradition, die sich in der modernen Mode durch elegante Handtaschen-Designs von Marken wie Jil Sander oder Kostas Murkudis fortsetzt. Auch heutige Mode- und Lifestyle-Magazine übernehmen Gestaltungselemente mittelalterlicher Handschriften, etwa kunstvolle Initialen und ein markantes Zusammenspiel von Text und Bild.
Die Frage nach dem Wert von Dingen
Ein weiteres zentrales Thema der Ausstellung ist die Wertigkeit materieller Güter. Schon im Mittelalter waren Handschriften die teuersten Besitztümer ihrer Zeit. Wie definieren wir heute den Wert eines Objekts? Die Ausstellung greift diese Frage durch eine LED-Installation auf, die die zehn teuersten Objekte der Welt zeigt.
Digitale und interaktive Vermittlung
Begleitend zur Ausstellung bietet das Museum digitale Inhalte, darunter hochauflösende Scans der Handschriften, Videointerviews und weiterführende Literatur. Damit wird eine langfristige Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglicht.
Kuration: Dr. Eva Linhart (Leiterin Buchkunst und Grafik), Francesco Colli, M.A., und Sandra Doeller (Design).
Mehr unter: www.museumangewandtekunst.de