„Sprich nicht in der Kirche, lege keine Schminke an!“: Was Kopten im 4. Jahrhundert regeln mussten

Wie veränderte das Christentum das Alltagsleben im spätantiken Ägypten? Ein faszinierender Vortrag im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München beleuchtet die „Gnomai von Nizäa“ – einen koptischen „Knigge“ für Laienchristen.

Das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst in München war Schauplatz eines spannenden Vortrags von Mag. Theol. Florian Rösch M.A. (München). Er widmete sich der Frage, wie sich die Moralvorstellungen im Nilland mit dem Aufkommen des Christentums im 4. Jahrhundert fundamental wandelten.

Die Ethik der ländlichen Bevölkerung

Bisher konzentrierte sich die Forschung meist auf die Predigten der großen Kirchenväter in den Metropolen. Doch der Vortrag von Florian Rösch widmet sich der ethischen Unterweisung unter der ländlichen Bevölkerung des spätantiken Ägypten.

Ausgangspunkt ist ein in seiner Gattung einzigartiger Text: die sogenannten Gnomai des Konzils von Nizäa aus dem 4. Jahrhundert. Dieser Text diente als leicht merkbares, ethisches Regelwerk – ein frühchristlicher „Knigge“ für die koptischen Laienchristinnen und -christen.

Der koptische „Knigge“

Mit griffigen Sprüchen wie „Sprich nicht in der Kirche, lege keine Schminke an!“ entwarf der Text ein detailliertes Regelwerk für den Alltag. Im Vortrag wurde der Inhalt dieses Ethik-Kodex mit Vorgaben aus koptischen Predigten verglichen, um die Populärmoral jener Zeit zu rekonstruieren.

Zu den behandelten Themen gehörten:

  • Regularien zum Kirchenbesuch
  • Schmuck- und Kleiderordnung
  • Umgang mit Alkohol
  • Ehe und Heirat

Florian Rösch zeigte, welche rhetorischen Mechanismen es dem frühen Christentum ermöglichten, eine Populärmoral zu entwerfen, die alle Schichten der ägyptischen, christlichen Bevölkerung erreichte.

Sehen Sie das Video dieses Vortrags, um tiefer in die faszinierende Welt der koptischen Laienethik einzutauchen.

Mehr unter: smaek.de

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