Station Nr. 1 ist das erste Turnhaus / Sporthalle Leplaystraße in der Leplaystraße 11.
Leipzigs erstes „Turnhaus“ entstand 1847 in der Holzgasse (heute Sternwartenstraße). Erbaut wurde es für den ersten Turnverein der Stadt, den 1845 gegründeten Allgemeinen Turnverein zu Leipzig. In den Folgejahrzehnten entwickelte sich der Verein zu einem der bedeutendsten im Deutschen Reich. Sein Wirken in organisatorischen, theoretischen und praktischen Fragen des Turnens sowie in der Geräteentwicklung und im Turnstättenbau strahlte weit über Leipzig hinaus. Auf dem Areal der ersten Turnhalle wurde anlässlich des 3. Deutschen Turnfestes 1863 ein Turnhallen-Neubau errichtet. Diesem folgte 1913 – wiederum zu einem Nationalturnfest – die Halle Leplaystraße. Bis heute ist diese 2011 sanierte Sporthalle fester Bestandteil im Sportleben der Stadt. Einen Turnhallen-Bauboom erlebte Leipzig in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bis 1900 wurden in Leipzig 51 Vereins- und 50 Schulturnhallen errichtet. Noch heute prägen viele dieser Bauten das Stadtbild. Im Jahr 2017 verfügte Leipzig über 242 Sporträume und Sporthallen.
Station Nr. 2 ist die Galopprennbahn Scheibenholz im Rennbahnweg 2A.
1863 konstituierte sich der Leipziger Rennklub als erste Vereinigung von Liebhabern des Pferderennsports im mitteldeutschen Raum. Die Rennen fanden auf einer Bahn weit außerhalb Leipzigs statt – auf dem Privatgelände des Industriepioniers Karl Heine zwischen den Dörfern Lindenau und Schönau.
Bereits 1867 konnte eine neue Rennanlage eröffnet werden, idyllisch und zentrumsnah zur Stadt gelegen: die Galopprennbahn am Scheibenholz. Ihren einzigartigen Charme erhielt sie außerdem durch eine Jagdbahn im Innenbereich sowie durch die 1907 erbaute neue, noch heute erhaltene Holztribüne.
Hunderte national und international bedeutende Galopprennen fanden in der Leipziger „Pferdearena“ statt.
Die Galopprennbahn Scheibenholz – seit den 1950er Jahren Teil des Clara-Zetkin-Parks – prägt nicht nur landschaftlich das Stadtbild. Als renommierte Stätte des Galopprennsports, beliebtes Ausflugsziel und Ort gesellschaftlicher Events gehört sie zum Leben in der Stadt. Sie ist die älteste noch erhaltene Sportstätte Sachsens.
Station Nr. 3 ist das erste deutsche Sportarchiv im Goetzhaus an der Lützner Str. 11.
Deutschlands erste Dachorganisation des Sports, die Deutsche Turnerschaft, hatte von 1860 bis 1915 ihren Sitz in Leipzig-Lindenau. Seit ihrer Gründung führte der Arzt Ferdinand Goetz (1826–1915) ehrenamtlich die Geschäfte der damals weltgrößten Sportorganisation; von 1895 bis 1915 war er Vorsitzender für mehr als eine Million Mitglieder. Im heutigen Goetzhaus wohnte er mit seiner Familie und betrieb eine Arztpraxis. 1867 richtete Goetz mit dem Archiv der deutschen Turnvereine Deutschlands erstes Sportarchiv ein. Als Archivar baute er es aus und sorgte für einen regen Leihverkehr per Post. 1880 legte er das erste Bestandsverzeichnis für 1755 Titel vor. Bis 1914 wuchs das Archiv auf 11.839 Bände. Der 1945 gerettete Teilbestand ist heute an der Deutschen Sporthochschule Köln öffentlich nutzbar. Goetz Tochter Fanny leitete im H aus die Leipziger Ortsgruppe des Vereins für Verbesserung der Frauenkleidung. Hier wurde das aus Leibchen, Hose, Rock und Bluse bestehende „Leipziger Schul- und Turnkleid“ entwickelt und 1904 offiziell in Leipzigs Schulen eingeführt. Anlässlich des 100. Geburtstages von Goetz wurde das Denkmal im Garten mit der vom Leipziger Bildhauer Carl Seffner geschaffenen Porträtbüste aufgestellt.
Station Nr. 4 ist die Heilige Brücke, Am Elsterwehr 3.
Die Gründung der Bootsgesellschaft Germania im Jahr 1866 gilt als Geburtsstunde des Rudersports in Leipzig. Noch im 19. Jahrhundert folgten weitere Clubs, die das Potenzial der zahlreichen Flüsse und Kanäle in der Stadt für den Wassersport erkannten. Diese Vereine und ihre Stätten bildeten die Basis für die späteren nationalen und internationalen Erfolge Leipziger Rudersportler.
Der Leipziger Ruder-Verein von 1876 errichtete 1887 an der Heiligen Brücke sein erstes Bootshaus. Vom Akademischen Ruderclub modernisiert wird es bis heute von diesem genutzt. Auch die aus der Germania hervorgegangene Rudergesellschaft Wiking siedelte sich hier an.
Nach 1945 befand sich das Trainingszentrum für den Leipziger Ruder-Nachwuchs auf diesem Areal, heute genutzt von der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. 1991 kehrte die Rudergesellschaft Wiking nach Leipzig zurück; sie besteht heute als Abteilung Rudern im SC DHfK Leipzig e.V. fort.
Weitere markante Bootshäuser befinden sich in der Nonnenstraße und im Klingerweg. Diese Gebäude gehörten vor 1945 dem Leipziger Ruderverein Sturmvogel.
Station Nr. 5 ist der Zoo Leipzig in der Pfaffendorfer Str. 29.
Leipzigs Erfolgsgeschichte im Radsport begann 1882. Der radsportbegeisterte Ernst Pinkert stellte die mittleren Promenadenwege seines Zoologischen Gartens für ein Hochradrennen zur Verfügung. Er schuf damit die erste Radrennbahn Mitteldeutschlands. 1884 weihte der Leipziger Bicycle-Club am nordwestlichen Rand des Rosentals eine Spezialbahn samt einer modernen Tribüne ein. Hier fanden im August 1884 die ersten Deutschen Bahnmeisterschaften statt; gleichzeitig wurde der Deutsche Radfahrer-Bund gegründet.
Die 1892 vom Verein Sportplatz Leipzig errichtete Zement-Radrennbahn auf dem heutigen Kleinmessegelände wurde nach mehreren Umbauten eine Hochgeschwindigkeitsanlage. Bis zu ihrem Abriss 1938 fanden dort drei Welt-, fünf Europa- und zahllose Deutsche Meisterschaften statt.
Auf der 1949 erbauten Alfred-Rosch-Kampfbahn wurde die Erfolgsgeschichte fortgesetzt. Die heutige Leipziger Radrennbahn erlebte drei Welttitelkämpfe, dreißig Mal den Großen Preis im Sprint, Weltmeisterschafts-Revanchen, unzählige DDR-und Deutsche Meisterschaften sowie hochklassige Steherrennen.
Olympiamedaillen und Weltmeistertitel Leipziger Sportler zeugen von der Radsport-Hochburg Leipzig, in der 1990 die Vereinigung der Radsportverbände der DDR und der BRD vollzogen wurde sowie 2009 der Bund Deutscher Radfahrer sein 125. Gründungsjubiläum beging.
Station Nr. 6 ist die erste Großsportanlage am Kleinmessegelände am Cottaweg in der Nähe der Jahnallee 59.
Der 1892 errichtete Sportplatz Leipzig vor den Toren Lindenaus war für 46 Jahre die zentrale Stätte des Leipziger Sports. Die erste Multifunktionsanlage dieser Art bot vielen Sportvereinen Übungs- und Spielplätze für unterschiedliche Sportarten; sie war Schauplatz hochkarätiger Wettkämpfe und Veranstaltungen sowie breitensportlicher Aktivitäten.
Im Zentrum des Komplexes stand die Radrennbahn, die bis in die 1920er Jahre hinein als eine der besten und schnellsten Bahnen weltweit galt. Die intensive Nutzung des Geländes zog zahlreiche Ausbauten und Erweiterungen nach sich. 1913 befanden sich auf dem Sportplatz Leipzig neben einem stark vergrößerten Zuschauerbereich rund um die Hauptanlage mehrere Fußball-, Tennis- und Hockeyplätze, Anlagen für Leichtathletik, Motorsport und für Ballonaufstiege sowie ein Luft- und Freibad.
1938 wurde die bekannteste Leipziger Sportstätte in Vorbereitung auf die zwei Jahre später geplante und letztendlich nicht ausgeführte Gutenberg-Reichsausstellung abgetragen.
Heute befinden sich auf dem Gelände neben der Kleinmesse die Trainingsakademie des Fußballclubs RB Leipzig, eine Vereinssportanlage sowie das Motodrom für Speedway und Trial.
Station Nr. 7 sind die ehemaligen Bauernwiesen an der Fockestraße.
Im Juni 1883 spielten Leipziger Schüler erstmals Fußball. Begeistert vom neuen Turnspiel gründeten sie die „Spielvereinigung“ im Allgemeinen Turnverein zu Leipzig. Gespielt wurde auf den Bauernwiesen in Connewitz.
Eine rasante Entwicklung Leipzigs zur Fußballhochburg begann. Neben den Turner-Fußballern traten in den 1890er Jahren auch lokale Clubs auf den Plan, wie FC Lipsia, Leipziger Ballspiel-Club, FC Wacker und VfB Leipzig. Alle waren im deutschen Fußballgeschehen tonangebend. Hiesige Akteure organisierten in Leipzig die Gründung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am 28. Januar 1900. Der VfB Leipzig holte 1903, 1906 und 1913 den DFB-Meistertitel und gewann 1936 den deutschen Vereinspokal.
Nach 1945 wurde Leipzig zu einem Zentrum des DDR-Fußballs. Aushängeschilder, Doppelspitze und Dauerkontrahenten wurden die BSG Chemie Leipzig und der 1. FC Lok Leipzig. Lok krönte seine internationale Karriere mit dem Europacupfinale 1987. Der Club benannte sich 1991 um und stieg 1993 für eine Saison in die Fußball-Bundesliga auf. Das gelang 2016 auch RB Leipzig e.V., der sich 2017 für die UEFA-Champions League qualifizierte.
Fußball ist mit über 10.000 Vereinsmitgliedern, darunter Frauen und Mädchen, beliebteste Sportart in Leipzig.
Station Nr. 8 ist das ehemalige Gebäude des Arbeiter Turn- und Sportbund in der Fichtestraße 2.
Arbeiter bildeten die Mehrheit der Turner im Kaiserreich. Sie wurden von den meist bürgerlich-nationalistischen Vereinen allerdings oft ausgegrenzt, oder aber sie verfolgten eigene sozialistische Ziele.
Ihren Sitz in Leipzig hatten der 1893 gegründete Arbeiter-Turner-Bund (ATB) und sein Nachfolger, der Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATSB).
Der ATSB wuchs in der Weimarer Republik auf 2,2 Millionen Mitglieder. Seine große Bedeutung ist noch am Baukomplex zwischen Fichte- und Kantstraße ablesbar. Hier wurde 1926 die Bundesschule mit Sport- und Schwimmhalle als zentrale und internationale Ausbildungsstätte erbaut. Sie komplettierte die bereits 1912 errichtete Geschäftsstelle mit Druckerei- und Verlagsgebäude sowie zwei Wohnhäusern.
1933 wurde der ATSB aufgelöst und enteignet. Das Institut für Leibesübungen der Universität Leipzig nutzte den Komplex von 1934 bis 1944, mehrere Gebäude wurden Ende 1943 stark kriegsbeschädigt. Von 1947 bis 1992 war das Institut für Körpererziehung der Universität Leipzig in der Fichtestraße ansässig.
Alle erhaltenen ehemaligen Bundesschulbauten beherbergen heute Wohnungen.
Station Nr. 9 ist die ehemalige deutsche Hochschule für Körperkultur in der Jahnallee 59.
Seit 1837 setzten sich Persönlichkeiten an der Universität Leipzig für eine akademische Ausbildung von Turnlehrern ein. Bahnbrechend war das Wirken von Hermann Kuhr, dessen hartnäckiges Streben vom Akademischen Turnabend im Allgemeinen Turnverein zu Leipzig 1903 zur Einrichtung eines Gymnastischen Instituts an der Universität im Jahr 1920 führte. Daraus entstand das Institut für Leibesübungen (IfL). Mit der Berufung des Sportpädagogen Hermann Altrock als Institutsleiter etablierte die Universität Leipzig die erste Professur für Leibesübungen in Deutschland und förderte die junge Sportwissenschaft.
Von 1912 bis 1933 befand sich mit der Bundesschule des Arbeiter-Turn- und Sportbundes eine zweite Lehr- und Ausbildungsstätte des Sports in Leipzig. Den Ruf Leipzigs als Stätte sportwissenschaftlicher Lehre und Forschung setzte von 1950 bis 1991 die Deutsche Hochschule für Körperkultur (DHfK) fort, deren akademische Trainerausbildung weltweit hohes Ansehen genoss.
1969 wurde das Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport (FKS) gegründet, um den DDR-Sport durch Spitzenleistungen dauerhaft in der Weltspitze zu positionieren. Staatlich gefördert und unter höchster Geheimhaltung wurde hier auch Dopingforschung betrieben. Das führte im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands 1992 zur Schaffung einer neuen Einrichtung, des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT).
Die DHfK wurde 1990 abgewickelt. 1993 erfolgte die Gründung der Sportwissenschaftlichen Fakultät an der Universität Leipzig. Zusammen mit dem IAT bleibt Leipzig damit ein Standort für erstklassige, praxisbezogene Sportwissenschaft.
Station Nr. 10 ist der ehemalige Gasthof Paunsdorf in der Riesaer Str. 51.
Am 5. September 1897 organisierte der Club Sportbrüder Leipzig einen 40 Kilometer-Distanzlauf von Paunsdorf nach Bennewitz und zurück. Dies war die Geburtsstunde des Marathons in Deutschland. Gestartet wurde um 6 Uhr am Neuen Gasthof in Paunsdorf. Nach 3:35:31 Stunden kam der Leipziger Theodor Schöffler als Erster der 18 Starter ins Ziel. 1898 fand an gleicher Stelle der zweite Lauf statt, nun unter dem Dach der neu gegründeten Deutschen Sportbehörde für Athletik.
1925 wurden erstmals offiziell Deutsche Meister im Marathon gekürt, und das gleich zweimal. Sowohl die Deutsche Turnerschaft als auch die Deutsche Sportbehörde richteten in Leipzig ihre Meisterschaften aus.
Seitdem fanden weitere 81 Marathonveranstaltungen in Leipzig statt (bis 2017), darunter elf DDR-Meisterschaften und sechs Mal der Mitteldeutsche Marathon.
Der 1977 von der Universitäts-Sportgemeinschaft ins Leben gerufene Leipzig Marathon für Breiten- und Spitzensportler erfreut sich ungebrochener Beliebtheit bei Lokalmatadoren und Läufern aus dem In- und Ausland. Von Beginn an sind Frauen, seit 1982 auch Rollstuhlfahrer dabei.
Um die 9000 Aktive gehen in den verschiedenen Wettbewerben jährlich an den Start, darunter etwa 600 bis 900 Marathonis.
Station Nr. 11 ist das Sportforum Leipzig mit der Arena Leipzig und der Red Bull Arena, Am Sportforum 2.
Im Sportforum schlägt das Herz des Leipziger Sports. Seine Ära als Sportareal begann 1892, als der Sportplatz Leipzig nahe Lindenau öffnete und am Frankfurter Torhaus eine Turnhalle der Superlative entstand. Nördlich davon weihte die Universität Leipzig 1925 ihren ersten Sportplatz ein, heute die Nordanlage mit Leichtathletikstadion, Trainingshallen und Tennisplätzen. Der Bau des Elsterbeckens ermöglichte ab 1925 Ruder- und Segelwettbewerbe.Zwischen 1926 und 1941 gab es ehrgeizige Pläne zur Errichtung eines Großstadions, doch keines der Vorhaben wurde realisiert.
In den 1950er Jahren errichtete die Regierung der DDR prestigeträchtige Sport-Großbauten: 1952 das Schwimmstadion, 1956 das Zentralstadion mit 100.000 Sitzplätzen sowie weitere Sportstätten, 1958 die Deutsche Hochschule für Körperkultur und Sport.
Bis 1990 war das Sportforum Schauplatz zahlreicher Großsportveranstaltungen im Fußball, in der Leichtathletik, im Radsport, im Schwimmen und im Hockey sowie für acht Turn- und Sportfeste.
Nach der Friedlichen Revolution blieb das Sportforum Symbol für die Sportstadt Leipzig. 2002 entstand die Multifunktionshalle Arena Leipzig, 2006 war das umgebaute Zentralstadion Spielort der FIFA-Fußball-WM 2006.
Für die Bewerbung Leipzigs um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2012 waren auf dem Areal zentrale Olympiabauten geplant. Aktuell finden hier hochkarätige Sport- und Kulturevents statt.
Station Nr. 12 sind die Turnfeste am Alexis-Schumann-Platz in der Karl-Liebknecht-Straße.
1863 begann Leipzigs Turnfesttradition. Anlässlich des 50. Jahrestages der Völkerschlacht richtete die Stadt mit dem Allgemeinen Turnverein Leipzig das 3. Allgemeine Deutsche Turnfest aus – in einem von Kleinstaaterei geprägten Land.
Zwischen Leipzig und Connewitz entstand an der heutigen Kochstraße der zwölf Hektar große Festplatz für rund 20.000 Turner und Tausende Zuschauer. Es war die erste temporäre Großsportanlage in Deutschland. Die Turner boten ein publikumswirksames Programm mit Festzug, Schaudarbietungen, Wettbewerben und Ehrung der Sieger. Und sie bekundeten ihren Willen für ein einheitliches Vaterland. Das Turnfest ging als überwältigende Demonstration nationalen Einheitswillens in die deutsche Geschichte ein.
Weitere 10 nationale Turnfeste fanden danach in Leipzig statt: 1913 das 12. Deutsche Turnfest, 1922 das 1. Deutsche Arbeiter-Turn- und Sportfest, 1954 bis 1987 acht Turn- und Sportfeste der DDR und 2002 das 39. Deutsche Turnfest im wiedervereinten Deutschland. Damit steht Leipzig einzigartig für Konstanz und Wandel sportlicher Festkultur in Deutschland.
2021 sollte Leipzig das 44. Internationale Deutsche Turnfest ausrichten und wäre damit zum 13. Mal Gastgeber für das größte Breitensportereignis der Welt gewesen. Leider konnte dieses Event durch die anhaltende Coronasituation nicht durchgeführt werden.
Station Nr. 13 ist Tennis am Mückenschlösschen in der Waldstraße 86.
Das moderne Tennisspiel kam 1876 nach Deutschland und wurde von Beginn an auch von Frauen gespielt. Den ersten Tennisplatz in Leipzig legte die Familie Jay 1879 auf ihrem Grundstück in Abtnaundorf an. Weitere Privatplätze entstanden bei wohlhabenden Familien.
1892 ließ Ernst Förster am alten Mückenschlößchen die erste öffentliche Tennisplatzanlage Leipzigs errichten. Ab 1893 förderten hiesige Clubs den Tennissport. Das von 1898 bis 1940 jährlich organisierte Leipziger Tennisturnier zog Spitzenspieler aus ganz Deutschland an. Damen und Herren aus Leipziger Vereinen errangen bis 1945 deutsche Meistertitel im Tennis, waren Gastgeber für Davis Cup-Spiele und stellten 1912 mit Heinrich Schomburgk Leipzigs ersten Olympiasieger.
1945 bis 1990 fanden 23 Mal die Tennismeisterschaften der DDR in Leipzig statt. Mannschaften, Jugendliche sowie Frauen und Männer erspielten Meistertitel und sorgten für den Erhalt Leipziger Tennistraditionen.
Seit 1990 gibt es wieder internationalen Tennissport in Leipzig. Bis 2003 fand ein WTA-Turnier für Damen statt mit berühmten Siegerinnen wie Steffi Graf und Serena Williams. Seit 2014 organisiert die Leipzig open GmbH internationale Turniere.
Station Nr. 14 ist das ehemalige Sportbad am Auensee, Nordostseite, Nähe Bauernbrücke.
Schwimmsport wurde 1842 mit der 1. Leipziger Schwimmanstalt möglich. Der Bau des Schreberbades 1867 und weiterer attraktiver Bäder in Elsternähe zeugen von der zunehmenden Popularität sportlicher Betätigung im Wasser. In der schnell wachsenden Stadt suchten immer mehr Menschen Bewegung und Erholung im Freien. Ab 1900 gründeten sich erste Schwimmsportvereine, die auch internationale Wettkämpfe ausrichteten.
Am 1913 als Vergnügungspark eröffneten Auensee befand sich neben dem größten Strandbad Leipzigs auch eine vom Militär genutzte Badeanstalt. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm der Schwimmclub Neptun diese und errichtete ein Sportbad mit ersten 100-Meter-Bahnen, Sprungturm und Tribüne. Vor großem Publikum wurden hier 1921 die Deutschen Meister gekürt.
Wettergeschützt Schwimmen, Baden und Saunieren konnten die Leipziger seit 1869 in teils prächtigen Hallenbädern. In der DDR förderten Schwimmstadion und Volksschwimmhallen den Leistungs- und Freizeitsport sowie das Schulschwimmen.
Heute sind zahlreiche Rekorde und Medaillen Leipziger Frauen und Männer bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften sowie eine vielfältige Bäderlandschaft in und um Leipzig Ausdruck dieser Erfolgsgeschichte.
Station Nr. 15 ist der Eishockey- und Motorsport im Wasserbassin im Clara-Zetkin-Park und die Anton-Bruckner-Allee.
Der 1897 im König-Albert-Park angelegte Teich erlebte im Winter 1899 seine sportliche Premiere. Mehrere Jugendliche, später Gründungsmitglieder des Leipziger Sport-Clubs LSC 1901, spielten dort erstmals Bandy, eine Vorform des modernen Eishockeys. In den folgenden Jahren erfreuten sich nationale und internationale Spiele des LSC auf dieser Eisfläche eines großen Publikums; im Verein entwickelte sich bis zum Ersten Weltkrieg die beste Bandy-Mannschaft Deutschlands. Der Teich ist heute Teil des Clara-Zetkin-Parks.
Rund um das Parkgelände fand von 1950 bis 1958 eines der sportlichen Großereignisse Leipzigs dieser Zeit statt: das Leipziger Stadtparkrennen. Start- und Ziel befanden sich in der Wundtstraße. Der Stadtkurs für Motorräder und Rennwagen galt mit 17 Kurven auf
4,3 km Länge als äußerst anspruchsvoll.
Obwohl die temporären Tribünen nur Platz für etwa 6.000 Zuschauer boten, wohnten dem international besetzten Rennen 1953 rund 150.000 Zuschauer bei. Spätere Rennen lockten vermutlich bis zu 300.000 Rennsportbegeisterte an die Strecke.1958 fand das elfte und letzte Stadtparkrennen statt.
Heute ist der Clara-Zetkin-Park Schauplatz unterschiedlichster kultureller und breitensportlicher Veranstaltungen.
Station Nr. 16 ist die Sporthalle der Lessingschule in der Lessingstraße 25-27.
Leipzigs Schüler erhielten 1825 erstmals an Teichmanns Institut, einer Privatschule, Turnunterricht. Es war die erste Schule in Sachsen, die Knaben geregelten Turnunterricht anbot. Offiziell eingeführt und mit zwei Wochenstunden obligatorisch wurde das Schulturnen in Sachsen an höheren Schulen im Jahr 1837, an Volksschulen 1863.
In Leipzig führte der Allgemeine Turnverein ab 1850 den Turnunterricht der städtischen Schulen durch. Der erste städtische Direktor für Schulturnen, Dr. Justus Carl Lion, übernahm 1862 sein Amt. Er entwickelte das Leipziger Schulturnen – auch für Mädchen – auf damals beispielhafte Weise.
1865 erhielt die II. Bürgerschule in der Lortzingstraße die erste Schulturnhalle Leipzigs. Bereits 1899 war jede städtische Schule mit einer eigenen Halle ausgestattet, der Turnunterricht lag nun in kommunaler Hand.
Die Schule Lessingstraße 27 wurde 1865 erbaut und erhielt 1885 hofseitig eine Turnhalle. Sie ist die älteste erhaltene Turnhalle in der Stadt.
Im Jahr 1900 gab es 50 Schulturnhallen in Leipzig; 2017 waren es im heutigen Stadtgebiet 95 Schulsporthallen.
Schule in der Lessingstraße um 1905, Fotografie; Inv.Nr.: VS 238
Lessing Grundschule, Lessingstraße 27
Station Nr. 17 ist das Europahaus am Augustusplatz.
„Das ist das Spiel, das man jetzt spielen muss!“ Von einem Freund hatte sich der Leipziger Ernst Gulden auf Sylt zum Golfspielen überreden lassen. Dies führte am 1. April 1905 im Weinrestaurant Paege am Markt 8 zur Gründung des ersten Leipziger Golfclubs, des fünften in Deutschland. Gespielt wurde auf einer Wiese in Gaschwitz, deshalb der Name Golf-Club Gaschwitz. 1907 gehörte dieser zu den Gründern des Deutschen Golfverbandes; bis 1945 trug er maßgeblich zur Förderung der jungen Sportart in Deutschland bei.
Eine wachsende Zahl Leipziger Damen und Herren nahm mit Erfolg an Wettbewerben teil. 1911 richteten sie die Deutsche Meisterschaft aus; 1921 bis 1925 holte Bernhard von Limburger drei Meistertitel nach Leipzig und gründete 1925 mit Golf. Erste reine Fachzeitschrift für den gesamten Golfsport in der Buchstadt den deutschen Golfverlag. 1928 erhielt der Verlag seinen Sitz im neuerbauten Europahaus am Augustusplatz, das sich im Familienbesitz von Limburger befand.
Als im April 1990 Enthusiasten den 1. Golfclub Leipzig ins Leben riefen, ahnten sie nichts von dieser Tradition – in der DDR gab es offiziell keinen Golfsport. Inzwischen gibt es in und um Leipzig vier Golfplätze, auf denen auch internationale Turniere stattfinden.
Station Nr. 18 ist der ehemalige Sportplatz des Vereins Bar Kochba gegenüber der Delitzscher Str. 133.
1919 wurde mit dem Turn- und Sportverein Bar Kochba der erste jüdische Sportverein in Leipzig gegründet. Er bot seinen bis zu 600 Mitgliedern Boxen, Handball, Fußball, Leichtathletik, Schach, Schwimmen, Tennis, Tischtennis, Turnen, Wandern und Wintersport an. 1922 erfüllte er sich den Traum von der eigenen Sportstätte: An der Delitzscher Landstraße weihte er am 29. Oktober seinen Sportplatz ein. Hier wurden Fußball und Handball gespielt, auch von Frauen und Mädchen. 1932 und 1935 fanden auf dem Platz die Deutschen Makkabi-Meisterschaften in der Leichtathletik statt.
Weitere jüdische Sportvereine waren der Tennis-Club Rot-Weiß (1925–1939), der Jüdische Arbeiter-Turn- und Sportverein (1930–1933) sowie der Sportverein Schild (1934–1939).
Sie alle wurden Opfer der nationalsozialistischen Politik zur „Arisierung“ Deutschlands. Viele ihrer Mitglieder kamen im Holocaust ums Leben. Bar Kochba musste sich 1938 auflösen. Auf seiner Sportstätte wurden Baracken für Zwangsarbeiter errichtet. Nach 1945 spielte eine Fußballmannschaft auf dem Gelände, bevor es nach 1990 ungenutzt verfiel und 2016 durch einen neuen Eigentümer eingeebnet wurde.
Seit 2005 gibt es mit SV Makkabi Leipzig e.V. wieder einen jüdischen Sportverein in der Stadt. 2006 richtete er die 1. Sächsischen Makkabi-Spiele aus und ist Gastgeber zahlreicher integrativer Sportveranstaltungen.
Station Nr. 19 ist der Kegelsport im Haus Leipzig in der Elsterstraße 22.
Das Kegeln gehört zu den Sportarten mit der längsten Tradition in Leipzig. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gründeten sich Kegelgesellschaften.
Das Sportkegeln etablierte sich erst Jahrzehnte später. 1884 erschien in Leipzig erstmals die Deutsche Kegel- und Skatzeitung. 1885 wurde in Dresden der Deutsche Keglerbund und einige Wochen später in Leipzig der Lokalverband der Leipziger Kegler als Dachorganisation von 22 Ortsvereinen gegründet.
1896 entstand in der Nordstraße das erste vereinseigene Keglerheim Deutschlands mit neun Bahnen. Leipzig entwickelte sich in der Folgezeit zu einer Kegelhochburg. Etwa 2.000 Sportler waren in den 1920er Jahren in Leipziger Vereinen aktiv, hinzu kamen die nicht organisierten Kegelbrüder. Zehntausende Sportler nahmen 1927 und 1929 am Deutschen Bundeskegeln in den Messehallen teil.
1930 öffnete in der Elsterstraße das zu dem Zeitpunkt größte deutsche Keglerheim. Es beherbergte auf mehreren Etagen 45 Bahnen verschiedener Art, eine Gaststätte sowie die Zuschauertribüne über der Haupthalle. Hier fanden zahlreiche Wettkämpfe statt, darunter Deutsche Kegelmeisterschaften.
Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude 1946 als Veranstaltungszentrum wiedereröffnet. Heute hat im Haus Leipzig unter anderem der Postsportverein Leipzig e.V. sein Domizil. Dessen Mitglieder kegeln auf zehn verbliebenen modernen Bahnen.
Station Nr. 20 ist die Sporthalle in der Wittenberger Str. 30.
Das Handballspiel war als „Torball“ seit 1917 bekannt, gespielt wurde es von Frauen. Sein Regelwerk wurde 1919 geändert und das auf Fußballfeldern betriebene Spiel kämpferischer und betont männlicher. In Leipzig hatte es 1920 seine Premiere.
Handball begann in den 1920er Jahren zuerst in den Turnvereinen, parallel bildeten sich Handballabteilungen in den Sportvereinen. Leipzig entwickelte sich rasch zu einer deutschen Hochburg mit starken Vereinen, regem Spielbetrieb, erfolgreichen Mannschaften und exzellenten Spielern. Um 1935 etablierte sich auch der Hallenhandball. Als einzige der Leipziger Sporthallen eignete sich die Turnhalle in der Wittenberger Str. für diese Spielsportart. Die dort ab 1937 jährlich durchgeführten Eutritzscher Turniere gelten als legendär.
Nach 1945 wurde der Handball zum sportlichen Aushängeschild für Leipzig. Die Sportclubs SC DHfK und SC Leipzig waren seit den 1960er Jahren auch international sehr erfolgreich. Viele Spielerinnen und Spieler gehörten regelmäßig zu den DDR-Weltmeister- und Olympiateams.
Führend im deutschen Frauenhandball war der 1999 gegründete HC Leipzig. Der mehrfache Deutsche Meister spielte bis 2017 in der 1. Handball-Bundesliga der Frauen sowie international.
Station Nr. 21 ist die Sächsische Landesschule für Hörgeschädigte in der Karl-Siegismund-Straße 2.
1907 gründeten gehörlose Menschen mit dem Taubstummen-Turnverein zu Leipzig den ersten Sportverein für Menschen mit Behinderungen in der Stadt. Seine Mitglieder konnten bald neben dem Turnen auch Schwimmen, Fußball und Leichtathletik betreiben.
1927 richtete Gründer Albert Winkler die deutschlandweit erste Verbandsmusterschule für Taubstumme an der staatlichen Taubstummen-Anstalt zu Leipzig ein, heute Sächsische Landesschule für Hörgeschädigte.
Ab November 1945 organisierten Kriegsversehrte gemeinsames Schwimmen. Das war die Geburtsstunde des Versehrtensports in Leipzig. Aus der Gruppe wurde die Sektion Versehrtensport in der 1950 gegründeten Betriebssportgemeinschaft BSG Chemie Leipzig. Sie entwickelte sich zu einer der größten Behindertensportgruppen in Deutschland mit mehr als 500 Mitgliedern in den 1970er Jahren, darunter auch Kinder. Erfolgreich waren die Sportler vor allem im Schwimmen und Wasserball, in der Leichtathletik und im Sitzball. Zum Angebot gehörten auch Basketball, Tischtennis, Bogenschießen, Gewichtheben und Schach.
Im Zuge der Friedlichen Revolution wurde die Sektion Versehrtensport der BSG Chemie 1990 aufgelöst. Zugleich gründeten Mitglieder den Behindertensportverein Leipzig e.V. oder schlossen sich dem SC DHfK Leipzig e.V. an. Aus ihrer Mitte kam 1992 der erste Leipziger Sieger bei Paralympischen Spielen; ihm folgten weitere Sportlerinnen und Sportler.
Weitere Vereine und Abteilungen entstanden, um Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen Leistungs-, Breiten- oder Rehabilitationssport zu ermöglichen.
Station Nr. 22 ist das Bruno-Plache-Stadion des ersten Großsportvereins in der Connewitzer Str. 21.
Schüler und Studenten gründeten 1896 den Verein für Bewegungsspiele zu Leipzig (VfB).
Der Verein war mit Fußball, Leichtathletik und Tennis von Beginn an breit aufgestellt. Bald kamen Eishockey, Faustball, Feldhandball, Hockey, Schlagball und Sportkegeln sowie Abteilungen für Wassersport, Wandern, Radfahren und Wintersport hinzu.
Der VfB prägte die frühe deutsche Fußballgeschichte. Begegnungen mit in- und ausländischen Teams sorgten für Furore, Spieler des Vereins standen oft in Auswahlmannschaften. VfB-Mitglieder hoben regionale Fußballverbände sowie 1900 den Deutschen Fußball-Bund (DFB) aus der Taufe. Durch seine Titel bei den Meisterschaften des DFB 1903, 1906 und 1913 war er bis zum Ersten Weltkrieg der erfolgreichste deutsche Fußballverein. 1922 erbaute er sein Stadion in Probstheida. An einstige Erfolge konnte er jedoch nicht wieder anknüpfen.
1945 wurde der VfB durch Beschlüsse der Alliierten aufgelöst. Ehemalige Mitglieder gründeten die Sportgemeinschaft Probstheida, aus der nach mehrfachen Strukturveränderungen im Sport 1966 der 1. FC Lokomotive Leipzig hervorging. Er gehörte zu den erfolgreichsten Fußballclubs der DDR.
1991 nahm er den Traditionsnamen VfB Leipzig wieder an. 1993 gelang für eine Saison der Aufstieg in die 1. Bundesliga – ein Erfolg, der aber keine Fortsetzung fand. Insolvenzen führten 2004 zur Auflösung des VfB. Bereits 2003 gründeten VfBler einen neuen Verein: den (zweiten) 1. FC Lokomotive Leipzig, der im Bruno-Plache-Stadion seine Heimstätte hat.
Weitere Informationen: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig