Die Ausstellung The Futureless Memory beginnt mit der Wandarbeit „1943“ von Francis Alÿs, der über dieses Kriegsjahr die losen Enden (und Anfänge) der Biografien von Kurt Schwitters über Giorgio Morandi bis zu Blinky Palermo zusammenführt. Davon angeregt wird der Vortrag eine Tiefenbohrung durch das Jahr 1938 vornehmen, in dem sich viele deutschsprachige Künstler*innen nach den Novemberprogromen zur Emigration entschlossen oder bereits auf der Flucht vor den Nationalsozialisten im Ausland waren. Der Vortrag wird über die Zentrifugalkraft der erzwungenen globalen Emigration nachdenken (wer war wo zur selben Zeit) und damit auf die Lückenhaftigkeit geschlossener nationaler Geschichts- oder Kunstgeschichtserzählungen verweisen. So geht es um Fehlstellen, aber auch um Selbstkonzeptionen und subjektive Geschichten, um Überlieferungen in Bildern und Texten im und aus dem Exil. Eine Schlüsselfunktion haben zeitgenössische künstlerische Positionen, durch die aus der Gegenwart auf die historischen Exile geblickt wird.

Burcu Doğramacı ist Professorin für Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie forscht und publiziert zur Kunst des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart mit einem Schwerpunkt auf Exil und Migration, Fotografie und Fotobuch, Mode, Architektur, Stadt, Skulptur der Weimarer Republik, Live Art. Seit 2017 leitet sie das vom Europäischen Forschungsrat geförderte Projekt METROMOD, das sich sechs globalen Metropolen als Ankunftsstädte für geflüchtete Künstler*innen widmet.

Mehr unter: kunsthaushamburg.de

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