Der belgische Designtheoretiker und -kritiker Max Borka spricht über Gewalt und Gegenwartsdesign. Vier Punkte sind für ihn dabei ausschlaggebend:

1. Alle Gestalt ist Gewalt.
2. Design versucht, diese Tatsache als „schöne Lüge“ zu kaschieren.
3. Es gibt Designer, vor allem in Israel und im nahen Osten, die versuchen, diese Gewalt sichtbar zu machen.
4. Social Design versucht, Design weniger gewalttätig zu machen.

Zur Ausstellung Brutal schön – Gewalt und Gegenwartsdesign (noch bis 1. Mai 2016 im Marta Herford)

Gewalt ist allgegenwärtig – ob bei politischen Auseinandersetzungen oder Konflikten im Alltag. Vor dem Hintergrund internationalen Terrors und aktueller Flüchtlingsströme aus Kriegsgebieten scheint das Thema heute aktueller denn je.

Wie aber gehen Designer mit Gewalt um? Welche Verantwortung tragen sie und welche Handlungsmöglichkeiten eröffnen sie in diesem hoch dynamischen Prozess? Marta Herford stellt eine ganz neue Generation von Designern vor, die mit ihren Entwürfen und Strategien Gewalt sichtbar machen, um zukunftsweisend den teils verheerenden weltweiten Entwicklungen etwas entgegensetzen. Dabei geht es nicht mehr nur um den formvollendeten Entwurf eines Produkts, sondern vielmehr um die Gestaltung sozialer Prozesse. Als Motor von Partizipation oder Inklusion kann in diesem Sinne Entwerfen als Gegensatz zu Unterwerfen verstanden werden (Vilém Flusser).

Die Ausstellung weist zugleich auf die dunkle Seite von Gestaltung hin. Obwohl Design dem Menschen in vielfältiger Hinsicht zu Diensten sein soll, erscheinen bei genauerer Betrachtung Gewalt und Design geradezu als siamesische Zwillinge. Denn bereits bei der Fertigung wird einem Material – brutal – eine Form aufgezwungen. Darüber hinaus stammen viele Produktentwicklungen aus militärischen Zusammenhängen. Die hässliche Fratze von Design wird aber auch immer dann sichtbar, wenn Dinge unbrauchbar werden und zu entsorgen sind.

Für „Brutal schön“ steht der belgische Design-Experte Max Borka (Berlin) dem Marta-Team beratend zur Seite, die Szenografie der Ausstellung entwickelt Matthias Megyeri (Stuttgart / London).

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