Der 1951 in Kalifornien geborene Mullican, der heute in Berlin lebt und an der Kunsthochschule in Hamburg unterrichtet, begann sich in den 1970er Jahren mit der Frage zu beschäftigen, was Bilder bedeuten und was sie beschreiben. “Nothing Should Exist”: Wie können wir uns vergewissern, dass etwas tatsächlich existiert? Wie können wir uns aus Bildern und Eindrücken eine zusammenhängende Welt konstruieren?

In Matt Mullicans Werk geht es um nichts Geringeres als um die Aneignung der Wirklichkeit, um die Beziehung zwischen den Dingen und ihrer symbolischen Darstellung, zwischen unmittelbarer Erfahrung und systematischer Ordnung, zwischen subjektiver Deutung und materieller Welt. Was für eine Welt repräsentiert ein Bild, fragte sich Mullican. Was heisst es, wenn man auf die Darstellungskraft einer Comic-Zeichnung vertraut, sie wörtlich versteht und daraus eine mögliche Wirklichkeit konstruiert? Wie kann man begreifen, was darin geschieht, wie sieht die darin dargestellte Welt wirklich aus? In Zeichnungen begann Mullican eine fiktive Welt zu entwickeln und sie auf ihre Realitätshaltigkeit zu überprüfen.

Von diesen Arbeiten gelangte Mullican zu Weltmodellen, zu Kosmologien. Es ging ihm dabei nicht um ein gültiges Modell, sondern um das Modellieren selbst, um das Denken in Möglichkeiten, um das Entwerfen und nicht um das Behaupten. Eine Kosmologie in fünf Ebenen, die den Formen der Aneignung der Welt entsprechen, hat Mullican ausgearbeitet. Sie beginnt mit der Ebene der Elemente, der materiellen Dinge; darüber liegt die Ebene der Gegenstände, mit denen wir täglich zugange sind; im Zentrum des Modells liegt die Ebene der Künste, in der Bilder der Welt geschaffen werden. Es folgt die Ebene der Sprache, der abstrakten Wiedergabe der Dinge, und darüber liegt die Ebene des Subjektiven, das alle Ebenen auf seine Weise deutet. Dieses Modell hat Mullican in verschiedensten Medien durchgespielt – auf Glasfenstern, Steinplatten, Postern, Bannern, vom abstrakten Diagramm bis zur imaginären Stadt, in der sich der Betrachter bewegen kann.

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