Kunstvermittlerin Inès von Patow erzählt, was es mit dem Figurenzyklus vom Westportal der Frauenstiftskirche St. Maria trans aquae (d. h. jenseits der Aa; „Überwasser“) um 1370/74 auf sich hat und lädt dazu ein, mit diesem herausragendem Ensemble hochgotischer Bildhauerkunst Zeuge der Geschichte zu werden.
Die überlebensgroßen Skulpturen wurden um 1370/74 von Äbtissin Heilwigis von Wevelinghofen in Auftrag gegeben. Woher der oder die Künstler stammen, ist schriftlich nicht belegt; die engen Beziehungen der münsterischen Geistlichkeit und auch der Kaufleute nach Flandern und an die Maas sowie Ausdruck und Stil der Werke legen die Vermutung ihrer Herkunft aus dieser Region nahe. Die jugendlich erstrahlende Maria mit dem Christuskind befand sich nach französischem Vorbild am Mittelpfeiler (Trumeau) des zweitürigen Westportals unter einem aufwendigen Maßwerk-Baldachin. Je vier in der Portalrahmung (Gewände) stehende Apostel wandten sich ihr in Haltung, Gestik und Gewandgestaltung zu. Petrus und Paulus waren, ebenfalls nach innen blickend, außerhalb des Portaltrichters angebracht. Durch die Wiedertäufer zerstört und erst 1902 wieder aufgefunden, stehen die „Überwasserfiguren“ beispielhaft für den fruchtbaren kulturellen Austausch Westfalens mit den benachbarten Regionen.
Weitere Informationen: LWL-Museum für Kunst und Kultur