„Es ist, als würde ich dein Selbst-Porträt filmen“, sagt Agnès Varda zu Jane Birkin in JANE B. PAR AGNÈS V. aus dem Jahr 1988. Varda, geboren 1928 in Brüssel, Spielfilmregisseurin, Dokumentaristin, Installationskünstlerin und Filmtheoretikerin, ist eine der großen Künstlerpersönlichkeiten der Filmgeschichte. Ihr Werk umspannt mittlerweile sechs Jahrzehnte. Varda bildete – zusammen mit Godard, und im Dialog und Widerstreit mit diesem – das intellektuelle Gravitationszentrum der Nouvelle Vague. Der Satz, den sie zu Birkin sagt, lässt sich als Poetik und Programm verstehen. Die entscheidende Frage ist für sie nicht, was Kino ist, sondern was es bedeutet, Kino zu machen – für sie selbst, für andere und im Zusammenspiel mit anderen. Vardas Kino ist entsprechend offen und erfinderisch, oft autobiografisch und zugleich universell, vielgestaltig und stets changierend zwischen Formen, Formaten und Gattungen.

In der Reihe Lecture & Film entwerfen namhafte internationale Experten bis Juli 2016 eine Kartographie des vielschichtigen Werks von Varda. Die Vorträge werden ergänzt durch eine begleitende Filmreihe, die Werke präsentiert, die in Verbindung mit der Arbeit Vardas stehen. Im April ist dies der Agnès Varda Klassiker LE BONHEUR (FR 1965), der dem deutschen Verleihtitel zufolge „Das Glück aus dem Blickwinkel des Mannes“ darzustellen versucht.

Weitere Informationen: www.agnes-varda.de

Zu Gast im Deutschen Filmmuseum: Agnès Varda

IMG_1825Am 11. Februar erhielt Agnès Varda den Max-Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt als eine der herausragenden Künstlerpersönlichkeiten der Filmgeschichte. Bei der Lecture & Film-Reihe stellt sie sich im Kino des Deutschen Filmmuseums dem Gespräch mit dem Publikum, es moderiert Prof. Vinzenz Hediger. Seit sechs Jahrzehnten macht Agnès Varda Filme – und wurde (als erste Frau!) beim Filmfestival in Cannes im vergangenen Jahr mit der Goldenen Palme für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Sie gilt als (Groß-)Mutter der Nouvelle Vague. Als ihr größter Erfolg jener Zeit gilt CLÉO DE 5 À 7 aus dem Jahr 1962. Die 1928 in Brüssel geborene und in Paris lebende Varda dreht Spiel- und Dokumentarfilme, erweckt Fotografien zum Leben und porträtiert: sich selbst, Katzen in allen Variationen, ihre Familie und andere – die insgeheim dann auch wieder Varda porträtieren. In ihren Spielfilmen entdeckte sie und arbeitete mit Schauspielstars wie Philippe Noiret, Michel Piccoli und Jane Birkin. Die Filmgeschichte kennt und zitiert Varda leidenschaftlich, ganz besonders in ihrem Klassiker LES CENT ET UNE NUITS DE SIMON CINÉMA (GB/FR 1995), den sie anlässlich des 100. Geburtstags des Kinos inszenierte und auf der Berlinale 1995 uraufführte.

LE BONHEUR Glück aus dem Blickwinkel des Mannes

Frankreich 1965. R: Agnès Varda
D: Jean-Claude Drouot, Claire Drouot, Olivier Drouot. 79 Min. DCP. OmeU

Der glückliche Familienvater François liebt seine Ehefrau Thérèse. Als er die junge Postangestellte Emilie kennenlernt, scheint sich sein Glück noch zu duplizieren. Doch Glück ist aus dem Blickwinkel des Mannes etwas anderes als aus Sicht der Frauen. Menschlich, liebenswürdig und unterhaltsam erzählt Agnès Varda diesen Film, der sich als in Pastell gehüllte feministische Kritik des bürgerlichen Alltags versteht und nach eigener Aussage Vardas so schön „wie eine wurmstichige reife Frucht“ daherkommt. LE BONHEUR erhielt 1965 den Silbernen Bären als Spezialpreis der Jury.

Publikumsgespräch mit Agnès Varda

Am 14.04.2016 im Kino des Deutschen Filmmuseums.

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