Andreas Zorn (1860 – 1920), Sappho, 1917

Der deutsche Landschaftsmaler Walter Leistikow (1865 – 1908) geriet ins Schwärmen, als er 1904 in einem Artikel der Zeitschrift für bildende Kunst von der künstlerischen Begabung seines schwedischen Malerfreundes Anders Zorn sprach. Er lobte die „verblüffende Geschicklichkeit“ des Kollegen und seine „einzigartige Virtuosität“. „Wir lieben Zorns Malerei, diese strahlende, leuchtende Schönheit, diese nie versagende Sicherheit, sein staunenerregendes Können, sein Wissen von Farbe und Zeichnung.“ Leistikow hielt ihn auch für „einen der größten Meister der Radierung aller Zeiten“ und teilte diese Einschätzung mit zahlreichen Sammlern und Spekulanten. In den USA wurden tatsächlich manche seiner Blätter während der Weltwirtschaftskrise wie Wertpapiere gehandelt und teilweise zu höheren Preisen verkauft als Radierungen von Rembrandt.

Das Kunstmuseum Düsseldorf, heute Museum Kunstpalast, erwarb seine 27 Zorn-Graphiken im Jahr 1925. Das damals angekaufte Konvolut enthält eine repräsentative Auswahl von Porträtdarstellungen, aber auch 14 Werke mit Akten im Freien, darunter die Radierungen „Dagmar“, 1912 (Abb. 1), „Sappho“, 1917, und Zorns letzte Graphik „Gegen den Strom“ (Abb. 2), 1919, die jeweils 1000, 400 und 275 Mark kosteten. Gleichzeitig wurden auch sieben Blätter von Zorns norwegischem Antipoden Edvard Munch (1863 – 1944) in die Sammlung aufgenommen, von denen keines teurer als 300 Mark war. Heute ist Munch hoch geschätzt und viel bekannter als Zorn. In Deutschland liegt dies vermutlich daran, dass sich nur ein einziges Gemälde des Schweden in einer öffentlichen Sammlung befindet, und man seinen Werken so gut wie nie begegnet.

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