„Du traust mir nicht genug Talent zu!“: Das tragische Künstlerleben der Hermine Overbeck-Rohte im Overbeck Museum

Zwischen Worpswede und Vegesack: Das Overbeck-Museum beleuchtet die Geschichte einer Malerin, die erst posthum die verdiente Anerkennung fand, weil sie zugunsten des Nachlasses ihres Mannes Fritz Overbeck zurückstecken musste.

Die Kunstwelt ist voll von Geschichten über Künstlerinnen, deren Schaffen von den gesellschaftlichen Erwartungen ihrer Zeit überschattet wurde. Kaum eine Biografie ist dafür so sinnbildlich wie die von Hermine Overbeck-Rohte (1871–1937). Unter dem Titel „Du traust mir nicht genug Talent zu!“ präsentiert das Overbeck-Museum eine umfassende Schau, die das Leben und das lange übersehene Werk der Malerin nachzeichnet.

Die erste Malerin in Worpswede

Hermine Rohte kam im Sommer 1896 nach Worpswede, um Malunterricht bei Fritz Overbeck zu nehmen. Gemeinsam mit ihrer Studienfreundin Marie Bock war sie die erste Malerin im berühmten Künstlerdorf. Nach der Hochzeit mit ihrem Lehrer Fritz Overbeck nur ein Jahr später begann ihr lebenslanger Kampf, beides zu sein: angesehene Künstlergattin und eigenständige Malerin.

Trotz eigener Atelierräume und der Entstehung vieler ihrer wichtigsten Werke in den ersten Ehejahren, bremste das Schicksal ihre Schaffenskraft mehrfach aus. Eine schwere Tuberkuloseerkrankung zwang sie zu langen Sanatoriumsaufenthalten.

Die Rückstellung des eigenen Talents

Nach dem Umzug nach Vegesack malte Hermine Overbeck-Rohte weiterhin eindrucksvolle Landschaftsbilder und Stillleben. Doch im Juni 1909 riss der plötzliche Tod Fritz Overbecks (*39) ihr Leben erneut entzwei. Die Malerin stellte ihr eigenes Schaffen fortan zurück und widmete sich der Rolle der kompetenten Nachlassverwalterin – eine Pflicht, die sie meisterte, aber ihren eigenen künstlerischen Durchbruch verhinderte.

Erst 1991, mehr als 50 Jahre nach ihrem Tod, wurden ihre Werke erstmals einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Situation der Malerinnen um 1900

Die Ausstellung im Overbeck-Museum beleuchtet Hermine Overbeck-Rohtes Schicksal nicht als Einzelfall. Sie zeigt anhand von Werken und persönlichen Dokumenten die Situation der Malerinnen um 1900:

  • Eingeschränkte Ausbildungsmöglichkeiten
  • Strenge gesellschaftliche Rollenerwartungen
  • Gleichzeitig aufkommende Emanzipationsbestrebungen

Sehen Sie in unserem Video-Feature, wie das Overbeck-Museum die Geschichte dieser starken Künstlerin und ihrer Generation endlich ins verdiente Licht rückt.

Mehr unter: overbeck-museum.de

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