
Im Jahr 1889 wurde zur Erinnerung an das Lehrerseminar in Dorpat/Tartu eine einmalige Mappe zusammengestellt. Sie enthält 61 Fotografien, die in Sepia-Tönen Aufnahmen der Stadt zeigen. Es sind Ansichten von Straßen, Menschen, Häusern und Denkmälern. Diese Fotografien gehören zu den frühen Aufnahmen der Stadt, die damals ca. 36.000 Einwohner zählte.
Gefertigt wurden sie durch das Fotoatelier Carl Schulz, das sich Ende des 19. Jahrhunderts auf Architektur- und Landschaftsaufnahmen spezialisierte und durch innovative Technik führend im Angebot von fotografischen Ansichten der Stadt Dorpat wurde. Für die Geschichte der Fotografie des Landes Estland spielt es eine herausragende Rolle.
Die Ausstellung präsentiert die Fotos in Auswahl als Originale wie auch vergrößerte Repliken. Sie zeigen die schönen Ansichten einer Stadt, die sich in zweierlei Hinsicht im Umbruch befand. Zum einen wuchs die Anzahl der estnischen Bevölkerung rasant, die der deutschen ging dagegen zurück. Zum anderen wurde Dorpat 1893 in Jurjew umbenannt. Russisch als Bildungssprache sollte die deutsche Sprache ersetzen. Entstanden ist die Ausstellung in Kooperation mit dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung in Marburg. Sie ist zugleich eine Hommage an die diesjährige europäische Kulturhauptstadt Tartu und wurde von Dr. Eike Eckert kuratiert. Grußworte
werden neben dem Herder-Institut von der Deutsch-Estnischen Gesellschaft zu Lüneburg e.V. und dem Bürgermeister der Stadt Tartu erwartet.
Das abwechslungsreiche Begleitprogramm umfasst unter anderem einen Vortrag von Sven Lepa aus dem Nationalarchiv Estlands in Tartu, der über das Fotoatelier Carl Schulz und die Anfänge der Fotografiegeschichte in Estland sprechen wird. Die Autorin Sophie Pannitschka stellt ihr Buch „Dorpat und die Grüne Kiste“ vor, in dem sie sich auf die Spuren ihrer Familie – der Fotografenfamilie Schulz – in Estland begibt.
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