Die Landesgalerie Niederösterreich widmet der Schweizer Künstlerin Regula Dettwiler eine beeindruckende Einzelausstellung unter dem Titel „Unvergesslich“. Vom 24. Mai 2025 bis 1. März 2026 spannt die Schau einen vielschichtigen Bogen zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit, Erinnerung und Vergänglichkeit.

Die Künstlerin, die seit rund 30 Jahren in Österreich lebt und arbeitet, ist für ihre intensive Auseinandersetzung mit floralen Motiven und botanischen Phänomenen bekannt. In Krems verwandelt sie das Erdgeschoss der Landesgalerie in eine poetische Landschaft aus Emotionen, Geschichten und Symbolik – ein Kunstprojekt, das tief berührt.

Florale Erinnerungen im „Herbarium der Gefühle“

Ein zentrales Element der Ausstellung ist das partizipativ angelegte „Herbarium der Gefühle“. Über 110 gepresste Pflanzen, die Menschen aus der Region zur Verfügung gestellt haben, erzählen persönliche Geschichten. Statt klassischer botanischer Kategorien ordnet Dettwiler die Pflanzen nach sieben menschlichen Basisemotionen: Freude, Glück, Trauer, Überraschung, Ekel, Angst und Wut.

Diese ungewöhnliche Pflanzenklassifikation erzeugt eine emotionale Kartografie, die Besucher:innen tief in kollektive und individuelle Erinnerungswelten eintauchen lässt. Auch Beiträge von Schulkindern aus dem Bezirk Krems bringen originelle und berührende Perspektiven ein.

3,5 Kilometer gesammelte Ewigkeit

Im zweiten Teil der Ausstellung steht die künstlerische Verarbeitung von über 15.000 gebrauchten Plastikblumen im Zentrum. Diese stammen von Friedhöfen in Krems, Mautern und Rossatz und wurden von Dettwiler zu einer raumgreifenden Installation transformiert.

Die künstlichen Blüten, einst Zeichen dauerhaften Gedenkens, werden in neue Zusammenhänge gesetzt: Als schwebende Bündel entfalten sie die Illusion eines ewigen Gartens – prachtvoll, aber künstlich, schön, aber trügerisch.

Zwischen Poesie und Kritik

Mit feinem Gespür für Materialität und Symbolik hinterfragt Regula Dettwiler nicht nur den menschlichen Umgang mit Natur, sondern auch unsere Erinnerungskultur und die Kommerzialisierung floraler Zeichen. Dabei gelingt ihr ein Balanceakt zwischen poetischer Darstellung und kritischer Reflexion.

„Regula Dettwiler widmet sich der symbolischen und emotionalen Kraft floraler Zeichen – mit dem forschenden Blick einer Naturwissenschaftlerin und der feinen Wahrnehmung einer Poetin“, betont Gerda Ridler, künstlerische Direktorin und Kuratorin der Ausstellung.

Zur Künstlerin

Regula Dettwiler, 1966 im schweizerischen Oberkulm geboren, studierte Bildhauerei bei Bruno Gironcoli an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Sie lebt in Wien und Kleinriedenthal und ist international mit Arbeiten in den Bereichen Zeichnung, Installation, Skulptur und Kunst im öffentlichen Raum präsent. Ihre Werke thematisieren häufig die menschliche Aneignung von Natur.

Mehr unter: www.kunstmeile.at

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