Diedrich Diederichsen: Baumarkt und Transgression: sein Ding machen. Aufzeichnung vom 27. April 2019

Soziopathen waren in Kunst und Gegenkultur der 1980er-Jahre sehr gefragt. Nach fast 20 Jahren Post-Hippie-Selbstverwirklichungskultur wanderte der Fokus auf das Verdrängte, die dunkle Seite des Individualismus. Namen von Serienkillern gehörten nun zur Bildung. Dabei brachen zur gleichen Zeit und unter dem gleichen Druck vierte Wände und White Cubes entzwei, so dass, was sie enthielten, sich unmittelbar als Werkzeug zeigte. Zufällig angeordnete Latten erschienen als Hakenkreuze und minimalistische Skulpturen als Module von Gefängnisarchitektur.

Die brutale Klarheit und kalte Materialität im Werk von Cady Noland lassen durch Abgrenzung, Einhegung, Kontrolle und Strafe vermeintlich Vertrautes und Gewöhnliches zum Ausdruck von Macht und Gewalt, aber auch von Sehnsüchten nach Konsum und Mobilität werden. Die unmittelbare Direktheit ihrer Werke verwischt die Grenze zwischen Objekt und Subjekt.

One Day on Cady Noland möchte die diskursive Auseinandersetzung wieder anstoßen, die durch Nolands langen Rückzug aus einer aktiven Ausstellungstätigkeit in den letzten Jahren nur vereinzelt stattfand. Aus kunst- und kulturhistorischen, philosophischen sowie künstlerischen Perspektiven widmen sich die verschiedenen Vorträge ihrem Werk: Dabei werden ihre künstlerischen Verfahren, Aspekte des (Post-)Minimalismus, der Vergegenständlichung, der Transgression oder Unterschiede zwischen sozial akzeptierter und terroristischer Gewalt als Mittel der Individuation zu diskutieren sein.
 

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