Smizing, Squinching, Duckface, Fish Gape, Cheese oder Prunes – die zeitgenössische Porträtfotografie kennt eine Vielzahl von Ausdrucksformen, die sich mit rasender Geschwindigkeit verändern. Doch das Lächeln auf Fotografien ist keine Selbstverständlichkeit. Bis ins späte 19. Jahrhundert erforderte die lange Belichtungszeit äußerste Bewegungslosigkeit, was zu den starren, ernsten Gesichtsausdrücken der frühen Fotografie führte.
Die Präsentation „Smile! Wie das Lächeln in die Fotografie kam“ untersucht die Entwicklung unserer „Fotografiergesichter“ vom 19. bis ins 21. Jahrhundert. Sie vereint anonyme Porträts und künstlerische Arbeiten zu einer kulturhistorischen Geschichte des Lächelns – zwischen gesellschaftlicher Konvention, technischer Entwicklung und ästhetischer Mode.
Ob gelächelt wird oder nicht, ob Zähne gezeigt werden oder nicht – all das war und ist abhängig von sozialen Normen, Klasse, Geschlecht und Kontext. Im 19. Jahrhundert galt Gefühlsausdruck auf Porträts als unangebracht; Ernsthaftigkeit war Zeichen von Würde und Bildung. Erst mit dem Stummfilm und der Werbefotografie hielt das Lächeln Einzug ins Bild – als Ausdruck von Emotion, Lebensfreude und Konsumversprechen.
Eine 2015 erschienene Untersuchung von US-amerikanischen Jahrbuchfotos zeigt: Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wird immer häufiger gelächelt – Frauen mehr als Männer. Zugleich bleibt das „Photographiergesicht“, von dem Siegfried Kracauer schon 1927 schrieb, ein Spiegel gesellschaftlicher Inszenierung. Zwischen Nähe und Distanz, Natürlichkeit und Pose zeigt die Ausstellung: Das Lächeln hat eine Geschichte – und sie ist noch längst nicht zu Ende.
Kuratorinnen: Miriam Szwast mit Brit Meyer
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